Vuurtoren Bonrif – der Leuchtturm von Ameland, Niederlande
„De Amelander schalken, stalen eens 3 balken“- so beginnt ein bekannter Reim über drei Ameländer Holzdiebe, die nachts auf Terschelling drei Balken gestohlen haben, um daraus einen Galgen zu bauen. Die drei Balken findest du heute noch im Ameländer Wappen und auf der Flagge.
Wen die drei Schalke an den Balken aufknüpfen wollten, wissen wir nicht. Was uns an Ameland interessiert, ist die ruhige Insellage, der Leuchtturm und natürlich sehr viel Strand und Meer. Ideale Bedingungen für Gabi, nach ihrem komplizierten Beinbruch wieder ins Laufen und Radfahren hineinzukommen.
Übernachtung am Watt – Zwarte Haan
Die Nacht vor der Überfahrt mit der Holwerder Fähre verbringen wir auf dem Wohnmobil-Stellplatz am Zwarte Haan, etwa 20 Kilometer westlich. Wir stehen windgeschützt in einem kleinen Wäldchen, direkt hinter dem mächtigen Meerdeich. Abends, kurz vor Sonnenuntergang radeln wir schnell noch sechs oder sieben Kilometer am Deich entlang. Das Fahren auf dem schrägen Asphaltder Meerseite finde ich nicht ganz so entspannt, ständig diese Angst, wegzurutschen. Die Aussicht auf die Muster im Watt ist es aber wert. Je später der Abend, desto roter das Licht desto öfter stoppen wir zum Fotografieren. Es ist schon dunkel, die Sonne schon längst untergegangen, als wir die Strecke wieder zurück hinter uns gebracht haben. Die Tour war anstrengend aber fotografisch ergiebig. Wir fühlen uns danach wohlig ausgepowert und schlafen gut.
Auf nach Ameland
Ich bin jedesmal vor einem Besuch einer Insel ganz aufgeregt. Die Freude steht mir sicher ganz groß mit einem breiten Grinsen ins Gesicht geschrieben. Wie sich herausstellen wird, habe ich allen Grund für diese Vorfreude. Diese Woche auf der Insel Ameland mit Radfahren und Strandwanderungen tut uns unglaublich gut.
Mit der Fähre nach Ameland
Wir sind anscheinend das einzige Wohnmobil, welches die Insel im Oktober besucht. Das Einchecken zur Fähre ist nicht schwierig, da ist alles überschaubar. Die Fahrt dauert etwa 45 Minuten, die wir im Sonnenschein an Deck verbringen. Gunter ruht sich aus, ich fotografiere den blauen Himmel und die Muster im Wasser. Neben mir steht ein Vater mit seiner sechsjährigen Tochter. Sie fragt ihm Löcher in den Bauch. „Warum ist das Wasser so braun?“ Da erinnere ich mich an unsere anregenden Reise-Zeiten mit den Kindern. Als unsere noch klein waren, machten wir uns auch um alle möglichen Dinge Gedanken, jetzt stehen wir wieder an Deck und schauen, ohne groß zu hinterfragen.
Zum Campingplatz in Hollum
Vom Festland aus haben wir einen Campingplatz in Hollum, ganz im Westen der Insel reserviert. Doch dort müsste man sich per Automat einchecken, was mit unserem deutschen Nummernschild nicht funktionieren will. Und weit und breit niemand zu sehen. Wir wollen nicht noch weitere Stunden mit Herumlungern verplempern, bis vielleicht jemand auftaucht, so fahren wir zurück nach Ballum auf den dortigen Campingplatz. Dort ist die Rezeption ganztägig besetzt. Der Platz kostet etwa 25 Euro pro Tag und liegt schön zentral. Wir parken auf einer Wiese und bewegen das Mobil danach nicht mehr, sondern touren nur mit den Fahrrädern auf der Insel herum, auch nachts.
Kaum hängt unser Womo am Strom, schnappen wir unsere Fotorucksäcke und schwingen uns auf die Räder, um dem sechs Kilometer entfernten Leuchtturm einen ersten Besuch abzustatten. Dort werden wir nun öfters und zu allen Tageszeiten hinfahren. Der Radweg besteht aus hellem Schotter, der auch Nachts angenehm zu fahren ist und liegt schön windgeschützt zwischen Hecken und Dünen.
Vuurtoren Bonrif – der Leuchtturm von Ameland
Dass mich Leuchttürme faszinieren, hast du sicher schon gemerkt. Ameland hat einen besonders schönen – er ist ganz klassisch rot-weiß geringelt, steht in einem kleinen Waldstück, und ist mit 55 Metern Höhe ein ziemlich großes Exemplar. Im Westen der Insel ist er von fast überall zu sehen und ein idealer Orientierungspunkt.
Einmal sieht es aus, als stünde der Leuchtturm in den Dünen, dann wieder steht er am Strand oder der gewundene Radweg führt direkt auf ihn zu. Ich liebe dieses Spiel mit der Perspektive und den unterschiedlichen Ansichten.
Wissenswertes über den Ameländer Leuchtturm – Bornrif Vuurtoren
1880 begann der Bau des Ameländer Leuchtturms im Auftrag von König Willem III.
Der Turm steht auf einer Düne nordwestlich von Hollum. Der Turm ist 55 Meter hoch (47 Meter und 8 Meter für die Lichtkuppel), hat 14 Etagen und insgesamt 234 Treppenstufen.
Das steinerne Fundament des Turms trägt den gusseisernen Turm, dessen 15 einzelne Segmente mühsam mit Pferdefuhrwerken herangeschafft werden mussten. Jedes Segment ist mit 54 Schrauben mit seinen angrenzenden Segmenten verbunden.
Bevor Leuchttürme an der Küste der Niederlande die Schifffahrt sicherten, arbeitete man mit Leuchtfeuerhäuschen und Seebaken. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte man die niederländische Küste vollständig mit Leuchttürmen gesichert. Jeder Leuchtturm hat ein eigenes Signal, so dass Schiffe egal wo sie sich befinden, nie ein gleiches Signal zweimal sehen können.
Die Leuchtkraft wurde im Laufe der Zeit ständig erhöht. Der ursprüngliche Petroleumbrenner hatte eine Leistung von 24.000 Candela. 1911 wurde ein Pharoline Glühlicht mit 120.000 Candela montiert, 1923 stieg man auf Glühlampen um. Für die 3.070.000 Candela Liststärke wurde eigens ein kleines Kraftwerk mit zwei 9-PS-Motoren gebaut.
Im zweiten Weltkrieg wurde aus militärischen Gründen das Leuchtturmlicht zerstört und nach dem Krieg provisorisch durch ein schwaches Dauerlicht (90.000 Candela) wieder hergestellt. Seit 1952 sorgen Halogenlampen für das bislang stärkste Lichtbündel. Die 4.400.000 Candela oder 2000 Watt starken Lampen sind über 55 Kilometer weit zu sehen.
Der Bonrif Vuurtoren, der Ameländer Leuchtturm bei Nacht
Die sechs Kilometer radelen wir teilweise mehrmals täglich hin und her. Das ist es uns wert. Wir wären NIE auf die Idee gekommen, das Wohnmobil für eine so kurze Strecke zu bewegen. Hier also ein paar Fotos, vom abendlichen Leuchtturm bei der „Arbeit.“
Besichtigung des Leuchtturms Vuutoren Bornrif
Natürlich besichtigen wir den Leuchtturm auch von Innen. Die Sonne hat den ganzen Tag geschienen und wir sind relativ spät dran. Das ist ein Nachteil, denn der Leuchtturm ist aus Gußeisen und innen wird es an sonnigen Tagen so richtig warm. Dann die 14 Stockwerke über enge Treppenstufen hochzusteigen ist schweißtreibend. Wir sind dafür zu warm angezogen. Die Ausstellung im Leuchtturm ist sehenswert. Jeder Etage hat ein anderes Thema. Die wichtigsten Informationen haben wir für dich in der Infobox weiter oben zusammengetragen. Ich unterhalte mich noch mit dem Betreuer des Leuchtturms an der Kasse und darf eine der massiven 26000 Schrauben in der Hand halten, mit denen der Leuchtturm montiert ist. Die Schrauben werden in gewissen Zeiträumen ausgetauscht.
An diesem Morgen ist der Leuchtturm ganz besonders fotogen.
Weitere Infos zu Ameland hier im Blog
Die niederländische Insel Ameland
Herzlichen Dank an VVV Ameland für die Unterstützung der Reise.