Freilernen und soziale Kontakte – ein Widerspruch? – Vom Leben lernen
Dies ist ein Artikel aus dem Jahr 2015.
Eine der Fragen, die Freilerner und Homeschooler am häufigsten zu hören bekommen, ist die nach den sozialen Kontakten. Viele Menschen glauben, dass Jugendliche zusammen mit 30 Gleichaltrigen in einem Klassenzimmer sitzen müssen, ansonsten verkümmern sie sozial und werden zu Sonderlingen ohne Freunde.
Ich dachte, ich schreibe mal etwas zu diesem Thema, immerhin wird dieser Glaube von vielen vertreten.
Ich habe einen sehr bunten Freundeskreis, in dem sich viele andere Freilerner befinden, aber auch „normale“ Leute jeden Alters. Ich lerne neue Leute auf Reisen kennen, auf Feiern, in Vereinen, auf Konzerten oder im Internet (oft sind es andere Freilerner, die sich über das Lernen austauschen wollen). Ich brauche die Schule dafür nicht.
Weniger Zeit mit anderen, dafür aber bessere Zeit
Der große Unterschied zwischen meinem jetzigen sozialen Leben und meiner Schulzeit ist, dass ich mir nun selbst aussuchen darf, mit wem ich meine Zeit verbringe. Ich sitze nicht mehr zusammen mit 30 zufälligen Menschen die Zeit ab, von denen mir nur eine Handvoll sympathisch sind. Meine jetzigen Freunde haben viel mehr gemeinsam mit mir als nur das Klassenzimmer. Ich kann mich mit den Menschen austauschen, die ähnliche Interessen haben.
In meiner Schulzeit habe ich zwar mehr Zeit mit Gleichaltrigen verbracht als nun. Allerdings ist die Qualität der Zeit, die ich jetzt mit meinen Freunden verbringe, viel höher. Wir schlagen nicht zusammen die Zeit tot, wir unternehmen lieber etwas, machen Projekte oder unterhalten uns ungestört, statt dem Takt der Schule zu folgen. Übrigens geben andere Freilerner erstklassige Freunde ab, denn sie haben auch enorm viel Zeit zu ihrer Verfügung und sind daher eher für interessante Projekte zu haben. Man kann problemlos mehrere Tage oder gar Wochen oder Monate zusammen verbringen und diese Zeit nach belieben mit Aktivitäten füllen.
Dass Schule ein vortrefflicher Ort sei um neue Freunde zu finden und alte zu treffen kann sowieso nicht jeder Schüler bestätigen. Viele werden gemobbt oder fühlen sich der Klassengemeinschaft nicht zugehörig, aus welchem Grund auch immer. Wer ein wenig anders ist, wird schnell zum Außenseiter.
Warum wird eigentlich so ein Wert auf soziale Kontakte im gleichen Alter gelegt?
Ich bin zufrieden mit meinem Freundeskreis aus Leuten aller Altersgruppen. Im „echten Leben“ hat man immerhin auch nicht nur mit Menschen zu tun, die im gleichen Jahr geboren sind wie man selbst. In einem gemischten Umfeld kann man von den Älteren lernen und bekommt einen Sinn für Verantwortung, wenn man den Jüngeren hilft. Von Gleichaltrigen lernt man meist nichts – man lernt mit ihnen, aber das ist etwas anderes.
Alle Freilerner, die ich kenne (und es sind schon einige) sind aufgeschlossene, freundliche Leute mit einem gesunden Freundeskreis.
Es gibt natürlich auch solche Freilerner, die nicht sonderlich viel mit anderen Menschen am Hut haben und selbst ihr bester Freund sind. Das hat allerdings nichts mit Vereinsamung zu tun. Meist sind das genau die, die auch in der Schule immer einen kleinen Freundeskreis hatten und sich unter zu vielen Menschen unwohl fühlten. Manche Menschen sind mit weniger sozialer Interaktion zufrieden als andere.
Klar muss man auch mal schlechte Erfahrungen machen – aber jeden Tag?
Dann gibt es da noch eines meiner „Lieblingsargumente“: „Aber es ist nicht gut, wenn man sich seine Freunde immer selbst aussucht. Man muss auch lernen, mit Leuten umzugehen, die man nicht mag“
Ja, das zu lernen ist sicherlich wichtig. Aber muss ich wirklich Jahre lang jeden Schultag lernen, dass ich mir im Leben nicht aussuchen kann, mit wem ich meine Zeit verbringe? Das kann ich nämlich. Wer Jahrzehnte lang mit Leuten zusammenarbeitet, die er absolut nicht ausstehen kann, hat irgendwas falsch gemacht.
Im Alltag kann man sehr wohl auch unangenehme Erfahrungen mit meinen Mitmenschen machen und daraus lernen. Dazu muss ich nicht in die Schule gehen.
Ich will natürlich nicht sagen, dass man in der Schule zwangsläufig schlechte Erfahrungen machen muss. Natürlich nicht. Aber es gibt eben auch einige, die jeden Tag schlechte Erfahrungen machen müssen.
Wenn ich mir andere Freilerner anschaue, bestätigt sich immer wieder: Man muss nicht in die Schule gehen, um Freunde zu haben und sozial kompetent zu sein. Die Freundschaften werden eher besser, wenn sie nicht mehr davon diktiert werden, mit wem man wann im selben Klassenzimmr sitzt.
Auf dem Foto am Anfan des Beitrags sind ein paar meiner Freunde und ich zu sehen, allesamt Freilerner bis auf Andrew, der Schwarzhaarige in der Mitte.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2020/03/Esra-in-Schweden-e1617469754147.jpg417600Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2021-04-01 17:20:082023-03-15 08:30:19Freilernen und soziale Kontakte – kein Widerspruch
Wie es dazu kam, dass wir unsere Kinder aus der Schule nahmen
Die meisten unserer Leser wissen, dass wir unsere Kinder vor zehn Jahren aus der Schule genommen haben. Wir haben viel über unsere gemeinsamen Reisen und über die externen Schulabschlüsse geschrieben. In diesem Artikel rede ich zum ersten Mal über unsere Beweggründe: Wie kam es dazu? Hat sich dieser außergewöhnliche Weg für uns bewährt?
Aus unserer langen Erfahrung mit dem Lernen haben wir den ein oder anderen Ratschlag für dich mit eingebaut, egal ob du Schüler, Lehrer, Elternteil oder einfach „nur“ Fotograf bist.
Die Reicherts Kids vor dem Leuchtturm Rhubjerg Knude.
1. Lernerfahrungen der Eltern
Ich selbst war in der Schule nicht glücklich, ich konnte dort nicht gut lernen. In den ersten Jahren war die Schule für mich ein unbedeutender Nebenschauplatz. Daheim gab es fast täglich Ärger, weil mein Vater abends immer betrunken nachhause kam, regelmäßig die Wohnung demolierte und wiederholt auch meine Mutter verprügelte. Wer denkt da schon an die Deutschhausaufgaben?
Ich war tagsüber müde und unkonzentriert, es hagelte schlechte Noten. Als ich zehn Jahre alt war, versuchten wir endlich, aus diesem nicht enden wollenden Elend zu fliehen. Wir schafften es, uns von ihm zu lösen – eine schwierige Geschichte, die ich hier nicht ausführen möchten. Jedenfalls waren wir danach jahrelang auf der Suche nach bezahlbaren Wohnungen. Wir zogen immer wieder in andere Ortschaften, möglichst weit weg von meinem Vater. Allein in der vierten Klasse wechselte ich wegen Umzügen dreimal die Schule. Tja, da blieb nicht viel Schulisches in meinem Kopf hängen. Die schlechten Noten demotivierten mich noch weiter. Keiner glaubte mehr an mich. Jeder dachte, ich wäre dumm und faul. Das war ich aber nicht!
Später beruhigte sich die Situation daheim, und wollte ich endlich richtig lernen. Wegen meiner schlechten Noten war ich auf der Hauptschule gelandet. Dort waren die Schulklassen extrem laut und unruhig. Das lag vor allem an den Lehrern, die sich nicht durchsetzen konnten.
Meine Lieblingsfächer waren die Naturwissenschaften. Jede Woche wartete ich sehnsüchtig auf den spannenden Biologie-, Chemie- und Physikunterricht. Diese kurze Stunde war mein einziger Lichtblick in der sonst nervigen Woche. Viele meiner Klassenkameraden sahen das nicht so. Die interessierten sich nicht für Physik oder Chemie, sondern unterhielten sich lieber lautstark und störten den Unterricht. Dem Lehrer fiel nichts Besseres ein, als die ruhigen Schüler nach hinten und die lauten nach vorne zu setzen. So landete ich in der letzten Reihe und bekam vom Unterrichtsstoff gar nichts mehr mit. Entsprechend gefrustet und sauer auf den Lehrer und die Klassenkameraden trottete ich Tag für Tag nach Hause.
Bis zur 9. Klasse hatte ich mich gefangen und ich kam besser mit der Schulsituation zurecht, konnte sogar zum Teil zeigen, was in mir steckt. Mein Zeugnis war so gut, dass ich zum freiwilligen 10. Schuljahr mit Realschulabschluss zugelassen wurde. Die Lehrer sagten mir trotzdem immer wieder: „Gabi, mach NIE etwas mit Sprachen. Deine Talente liegen in den Naturwissenschaften.“
Im Anschluss an die Schule absolvierte ich mit Begeisterung eine Ausbildung zur Biologielaborantin. Das hat richtig viel Spaß gemacht in der kleinen Gruppe interessierter Auszubildender und mit fähigen Lehrern. Jeden Tag war ich gespannt auf den Unterricht in Fächern, wie Anatomie, Mikrobiologie, Pflanzenschutz, Physiologie, Pharmakologie, Physik oder Mathematik. Hach, Naturwissenschaften jeden Tag!
Nach dem erfolgreichen Abschluss arbeitete ich ein paar Jahre in der Forschung der medizinischen Pflanzenzucht.
Der Beruf gefiel mir gut. Es war spannend, zu forschen. Aber ich wollte nicht die nächsten 40 Jahre im Labor arbeiten. Dort gab es zu viel Routine und zu wenig Entfaltungs- und Karrieremöglichkeiten. Ich war zu kreativ für eine Laborantin!
Also erfüllte ich mir den großen Wunsch, endlich mal ernsthaft zu lernen. Mit 25 Jahren kündigte ich meinen Job und ging in Mainz auf das Ketteler Kolleg, um mein Abi nachzuholen. Hier konnte ich erleben, wie angenehm das gemeinsame, selbstbestimmte Lernen auch in der Schule sein kann. Ich lernte gern und viel, schrieb zum ersten Mal in meinem Leben sogar in Deutsch und Englisch Einsen und war am Ende so gut, dass ich sogar ein Stipendium bekommen hätte, wäre ich nicht zu alt gewesen.
Die Erfahrung, dass das Abitur jederzeit auf dem zweiten Bildungsweg möglich ist, kam später unseren Kindern zugute.
Gunter quälte ein andere Art von Schulerfahrungen. Er war ein äußerst ruhiger, aber guter Schüler. Weil er früh eingeschult wurde, war er immer ein bisschen der Außenseiter. Bis auf die letzten paar Schuljahre fand er Unterricht total langweilig.
Seine prägende Erfahrung mit dem freien Lernen fing damit an, dass sein Klassenlehrer ihm über die Sommerferien ein Buch über Trigonometrie im Selbststudium ans Herz legte. Gunter war völlig fasziniert von der Möglichkeit, sich so lange wie möglich mit diesem Stoff zu befassen und im eigenen Lerntempo voranzukommen. Diese Sommerferien standen ganz im Zeichen von Mathematik. Alles was mit Trigonometrie zu tun hat, kann er heute, über 40 Jahre später, noch abrufen. Gunter schloss ebenso wie ich, die Hauptschule mit dem freiwilligen 10. Jahr ab und begann die Ausbildung zum Biologielaboranten. Du kannst dir bestimmt denken, wie wir uns kennengelernt haben? Gunter blieb im Job, fing aber an, nach der Arbeit für das Abitur zu lernen. Aufgrund fehlender Perspektiven für Biologen brach er irgendwann trotz guter Leistungen ab. Auch, weil ihm die Forschungsarbeit Freude bereitete und er an interessanten Projekten arbeitete.
Wir hinterfragten das deutsche Schulsystem zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Als unsere Kinder in die Schule kamen, gingen wir unvoreingenommen dran. Wir hätten aber die Signale, dass hier etwas nicht gut lief, dass sich unsere Kinder, genauso wie wir auch Jahre zuvor, sich mit dem Schulunterricht herumquälten, früher erkennen können und darauf reagieren müssen.
Wir hätten erkennen können, dass es für jeden, ganz eigene ideale Möglichkeiten, zum Lernen gibt.
3. Lernlustverlust in der Schule
Als Erstes kam Esra in den Kindergarten, das klappte auch ganz gut. Für den zwei Jahre jüngeren Noah war das schon schwieriger. Er wollte absolut nicht dorthin, es war toootal langweilig, und er versuchte uns jeden Tag davon zu überzeugen, dass er daheim besser spielen kann. Da ich von zuhause aus arbeitete und, seine kleine Schwester Amy noch zu kein für den Kindergarten war, war das auch kein Problem, und ich hatte wenig Gegenargumente. Im letzten Kindergartenjahr haben wir ihn dann gegen den Rat der Erzieherinnen abgemeldet. Er blieb von da an glücklich daheim.
Unsere Kinder haben sich alle auf die Schule gefreut. Irgendwie war die Zeit reif dafür. Sie waren alle drei extrem lernwillig und wollten endlich los legen.
In Esras Schultüte steckte die DVD-Filmbox von Pippi Langstrumpf. Mir war damals nicht bewusst, dass Pippi die berühmteste Freilernerin der Welt ist. Ein interessanter Aspekt, wenn ich so rückwirkend über unseren Lernweg nachdenke.
Jedenfalls verdünnisierte sich diese gewaltige Lernlust extrem schnell. Wir merkten es ganz besonders um das Ferienende herum. Lustige, wuselige, wissbegierige Kids verwandelten sich nach nur ein paar Wochen Schule in streitsüchtige, gereizte, uninteressierte und lustlose Kids. Die Grundschullehrerin offenbarte im Elterngespräch ihre Interpretation der Lage „Ist doch klar, dass die sich in der Schule langweilen. Könnt ihr nicht in den Ferien weniger interessante Sachen machen, als in Nord-Norwegen zu wandern oder auf Wal-Touren zu gehen?“
Auf unsere aufregenden Ferienzeiten verzichten, damit die Schule weniger langweilig wirkt? Was für eine Schnapsidee, und funktioniert hätte das eh nicht. Wir entschieden uns irgendwann für den gegenteiligen Weg. Wir verzichteten auf die fantasielose Schule und verbrachten mehr Zeit auf spannenden Reisen.
Amy und Noah suchen Bernstein
4. Lernen ist ein natürliches Bedürfnis
„Wie einfach kann Lesenlernen sein, und wie schwierig kann man es machen“
Amy fragte eine Weile vor ihrer Einschulung, ob der Bürgermeister das Lesenlernen verboten habe. Zu dieser Zeit hörten wir viel Bibi Blocksberg-Audiobücher, in denen der Bürgermeister eine wichtige Autoritätsperson ist. Wir verneinten und Amy löcherte danach uns und ihre Brüder mit tausend Fragen nach den Buchstaben und Wörtern. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie sich so das Lesen beigebracht. Sie verschlang ganze Bücher. In der Schule ging es mit dem Lesen abrupt wieder rückwärts. „Die Lehrerin hat gesagt, das können wir noch nicht lesen, wir hatten das K und das W noch nicht.“
Solche Sprüche brachten uns zum Zweifeln. Lag das Problem darin, alle Kinder auf den gleichen Wissensstand zu bringen? Die Lernschwachen zu beschleunigen und die Schnellen auszubremsen? Für die einen bedeutet das Stress, für die anderen Langeweile. Das erschien uns kein besonders erfolgreiches Schulkonzept zu sein.
Unsere eigenen Erfahrungen mit dem Lernen hatten uns in aufmerksame Eltern verwandelt. Und wir hatten schwedische Freunde, deren Kinder Freilerner waren und schon sieht man als Familie ganz andere Möglichkeiten der Lebensgestaltung. Es gibt eben nicht nur die strikte Fünf-Tage-Woche, in Schulen, wo eine Stunden nur 45 Minuten lang ist, aber sich wie 80 Minuten anfühlen.
Im Rückblick reagierten wir bei Noah viel zu spät. Noah besuchte bereits die siebte Klasse und war extrem verzweifelt, fast schon depressiv. Der Unterricht an der Gesamtschule war für ihn nur laut und langweilig. Wir hielten eine große Familienkonferenz ab und nahmen schließlich die Kinder mit deren Einverständnis, auf deren Flehen, aus der Schule.
Aufgrund der unflexiblen deutschen Schulpflicht waren wir gezwungen, unser Land zu verlassen. Wie sich das für eine reisefreudige Familie anfühlt, erzähle ich ausführlich in einem anderen Blogbeitrag. Nur kurz vorweg: „Reisen können“ macht Spaß, „reisen müssen“ ist deprimierend und fühlt sich wie eine Flucht an.
Wir wünschen uns von ganzem Herzen, dass die strikte deutsche Schulpflicht endlich aufgehoben wird. Gerade jetzt in Zeiten von Corona würde es viel mehr Sinn machen. Meine Ideen zum Thema Schule in Zeiten von Corona sind ganz simpel und ohne finanzielle Mitten umsetzbar. Diese will ich in Kürze ausführlich darlegen.
6. Wahres Lernen sieht man nicht
Unsere drei Kids waren also einige Jahre mit und einige Jahre ohne Schule. Esra genoss die kürzeste Freilernerzeit, Amy hat die längste schulfreie Zeit erleben dürfen. Anfangs versuchten wir, die Kids in der Freilernerzeit zu „schulischem Lernen“ anzuregen. Das führte zu überhaupt nichts. Wir merkten sehr schnell, dass „sinnbefreites“ Lernen nur Widerstand und Frust zur Folge hat. Von den lieblos hingeschmierten Matheübungen und dem Lesen langweiliger Texte bleibt nichts im Gedächtnis hängen. Kannst du dich noch an die Themen der Sozialkunde Arbeit der 8. Klasse erinnern? Da kann man es auch gleich lassen und die Zeit kreativer oder ausgelassener nutzen.
Das wahre Lernen sieht man von außen nicht. Man kann es aber hören! Begeisterung schwirrt durch die Luft, Ausrufe des Staunens sind zu hören, aufgeregtes Fragen und sehr viel Lachen und gute Laune.
Nichteinmischen wurde unsere Devise.
7. Die Schulentwöhnung lief in einigen Phasen ab.
Zuerst kam die Befreiung vom Zeitdruck mit Abhängen, Spielen und Nichtstun.
Dann das Wiedererwachen der Neugier und Wissbegierde. In dieser Phase lernten die Kinder, auf was sie gerade Lust hatten. Und das ist beileibe nicht wenig gewesen.
Der dritten Phase ging die selbstbestimmte Entscheidung für einen Schulabschluss voran. Jetzt lernten die Kinder in eigener Regie den Schulstoff, der ihnen für das Erreichen des Abschlusses noch fehlte.
Unsere Drei meldeten sich selbstständig zu den externen Prüfungen an und erlangten alle ihre Schulabschlüsse. Den Schulkram kann man effektiv lernen, wenn man den Abschluss als Ziel vor Augen hat. Dazu gibt es ein paar ausführliche Blogbeiträge von Amy und Esra. Freilerner lernen also nicht nur, was sie wollen. Nein, wenn sie sich selbstbestimmt für etwas entscheiden – und das ist der wichtige Aspekt – dann lernen sie auch für Fächer, die sie eher nicht interessieren. Aber völlig ohne äußeren Zwang. Wir haben unsere Kids nach einer Weile NIE wieder zum Lernen aufgefordert oder sie ermuntert. Hört sich an, als seien wir Rabeneltern – wir waren eher das Gegenteil.
8. Auch Freilerner können Abitur machen
Amy und Noah machten den Realschulabschluss quasi als Vorübung für das Abitur. Alle drei haben inzwischen die Abiturprüfung erfolgreich bestanden. Jetzt studieren sie an der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität. Sie fallen auf im Unibetrieb. Entweder durch triviales Wissen, welches sie in den Freilernerzeiten angesammelt haben, oder durch eine gewisse Routine in der eigenständigen, effektiven Planung der Hausarbeiten.
Noah verbringt diesen Winter in Slowenien in seinem Auslandssemester. Wie das in Coronazeiten abläuft, ist ziemlich unvorhersehbar und irgendwie spannend. Zwei Wochen lang konnte Noah in richtigen Klassenräumen mit seinen Kommilitonen lernen, dann war Schluss damit, jetzt läuft alles digital. Da hätte er auch daheim bleiben können. Andererseits lernt er trotzdem neue Leute kennen und genießt den Aufenthalt im fremden Land.
Wir als Eltern wissen jetzt, wie viel Freude das freie Lernen macht und wie effektiv es ist. Lernen ist ein normaler Zustand für Kinder, ausgelöst durch die natürliche Neugierde und Wissbegierde. Ich gehe einmal soweit zu behaupten, dass Lernen der natürliche Zustand aller Menschen ist. Bis ins hohe Erwachsenenalter hinein, wenn er nicht durch festgefahrene Routinen und Angst vor dem Neuen zerstört wird. Oder Angst vor Fehlern, wie sie in vielen Schule kultiviert wird.
Es ist erstaunlich, wie leicht alles ist, wenn die Kinder die Verantwortung für ihr Lernen übernehmen dürfen. Verantwortung klingt vielleicht für kleine Kinder zu „groß.“ Aber selbst im sehr jungen Alter wissen Kinder, wann etwas am besten für sie passt. Wie zum Beispiel Amy, als sie bereit war, Lesen zu lernen. Oder Noah, der ziemlich schnell wusste, dass er wesentlich besser lernen kann, wenn er Ruhe hat. Und er durfte das als Teenager ausführlich ausleben.
10. Die Lernumgebung – Eltern die an den Lernwillen ihrer Kinder glauben
Natürlich spielten wir als Eltern trotzdem eine tragende Rolle. Wir schafften für die Kinder eine angenehme inspirierende Lernumgebung.
Wir Eltern sind richtige Leseratten und Bücher sind in unserem Haus in jedem Raum zu finden. Wir lesen auch viel auf Englisch. Wenn Erwachsene vor der Klotze sitzen und ihren Kindern vorschlagen, sie sollen doch mal Bücher lesen, dann wird das nichts. Wenn Eltern viel lesen und ihren Kindern sagen, sie sollen doch mal mehr Bücher lesen, dann wird das auch nichts. Die Kids müssen sich schon selbst dafür entscheiden, aber es ist hilfreich, wenn spannende Bücher im Haus sind und die Flimmerkiste nicht den ganzen Tag ablenkt.
Als unsere Kinder noch klein waren, zelebrierten wir das abendliche Vorlesen. Die Jungs mochten am liebsten die klassischen Märchen und konnten sich nicht satthören. Einmal wurde Gunter beim Vorlesen durch das Telefon gestört. Der dreijährige Esra nahm sofort das dicke Buch in seine kleinen Hände und tat so, als lese er vor: „…wie der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett …“ Das hat uns voll aus den Socken gehauen. Er kannte Rotkäppchen Wort für Wort auswendig.
Natürlich beantworteten wir auch geduldig die Fragen der Kinder. Es ist ganz wichtig, auf die Fragen zu warten. Das sind die Dinge, die die Kinder interessieren, und die sie sich merken. Pädagogisch sinnvollen Kram zu erzählen, wenn es niemanden interessiert, bringt nichts und fördert eher Lernblockaden und Desinteresse.
11. Freies Lernen bedeutet nicht automatisch antiautoritär
Als die Kids noch jünger waren, gab es auch ein paar Regeln im Hause Reichert. Abgesehen von den elementaren Benimmregeln, erlaubten wir Computerspiele erst nach 18:00 Uhr abends. Wir kontrollierten nicht und vertrauten darauf, dass diese Regel eingehalten wurde. Das klappte ganz wunderbar. Naja, wir wissen es ja nicht zu 100 %, aber Geheimnisse müssen auch sein.
Filme schauen fiel auch in diese Kategorie. Wir Erwachsene schauten englische und amerikanische Filme immer mit Originalton, synchronisierter Ton klingt einfach unecht. Schauten wir zusammen mit den Kindern Filme, schalteten wir immer öfter auf Originalton. Das machte den Kids bald nichts mehr aus, und trieb den Spracherwerb enorm voran.
Wenn die drei allein DVDs schauten, tricksten sie uns manchmal aus. Sie stellten einfach den DVD Player auf doppelte Geschwindigkeit und konnten sich so in zwei Stunden gleich zwei ganze Filme anschauen.
12. Homeschooling ist nicht Freilernen
Was ich damit ausdrücken möchte: Wir machten daheim oder auf Reisen kein „Homeschooling“ Programm. Kein Schulkram, aber jede Menge interessante, anregende Sachen. Nicht andauernd mit den Eltern zusammen, sondern auch nur die Kids allein oder mit ihren Freunden. Mit der kindlichen Phantasie können wir Erwachsene eh nicht mithalten. Letztens, viele Jahre nach den Kinder-Spielzeiten zuhause, sprach mich Noahs bester Freund aus Kindertagen an. „Weißt du eigentlich, warum ich so gerne zu euch zum Spielen gekommen bin? Weil du dich nie in unsere Spiele eingemischt hast. Du hast uns einfach in Ruhe spielen lassen und nicht andauernd irgendwelche langweiligen Bastelsachen vorgeschlagen. Meine eigene Mutter wollte uns permanent sinnvoll und pädagogisch wertvoll beschäftigen. Das hat sowas von genervt!“
Wie einfach es doch sein kann. Während die Kids glücklich spielten und viel dabei lernten, ohne es zu merken, konnte ich in Ruhe meine Fotos entwickeln oder Reportagen schreiben.
13. Freilernende Erwachsene
Zurück zu unserer Freilernerfahrung und unserem Fazit: Für uns Erwachsene bedeutet das, dass wir uns mehr zutrauen sollten. Wenn wir etwas wirklich wollen, dann können wir es auch lernen und tun.
Da möchte ich gerne ein paar Beispiele anbringen. Gunter lernte nicht in einer förmlichen Ausbildung, wie man Computer zusammenschraubt, einrichtet und wartet – nein, wir brauchen leistungsfähige Rechner, dann beschäftigen wir uns mit dem Thema und irgendwann hat man den Dreh raus. Wie sagt man so schön: „Learning by doing“ (Lernen durch Handeln). Und letztes Jahr stellte Amy sich ihren eigenen Computer zusammen, nachdem sie angefangen hatte sich dafür zu interessieren und montierte und setzte ihn mit Gunters dezenter Assistenz alleine auf. Als die beiden fachsimpelten, qualmten mir schon die Ohren.
Mir geht es mit der Fotografie genauso. Immer wieder komme ich an Themen, in die ich mich einarbeiten muss, und dann mache ich das einfach. Wie zum Beispiel eigene Bücher designen und druckfertig machen. Durch das Internet und erschwingliche Software haben wir viel mehr und ganz neue Möglichkeiten, als wir das früher mit Lehrbüchern und Kursangeboten an der VHS oder im Fernsehen oder sowas hatten.
Amy und Esra studieren wegen der Corona-Krise notgedrungen von daheim aus. Sie schauen sich Vorlesungen zu Themen an und schreiben Hausarbeiten drüber. Wenn ich mir das so ansehe, machen Gunter und ich den ganzen Tag ziemlich das Gleiche. Wir recherchieren, bilden uns zu bestimmten Themen, die gerade relevant sind, weiter und wenden das Gelernte direkt an. Wie cool eigentlich – wir studieren mit Mitte 50!
14. Sich etwas zutrauen
Der erste Schritt, etwas Neues zu lernen ist, es sich zuzutrauen. Das alles haben wir bei eigenen Lernenerfahrungen und bei denen unserer Kinder beobachtet.
Der zweite Schritt ist, sich nichts einreden zu lassen. Von Freunden unserer Kinder haben wir oft Sprüche, wie diese gehört: „Ich kann keinen Film im Original schauen, in Englisch hab ich eine VIER!“ Dann gruselt mich das. Kann er den Film nicht auf Englisch schauen, weil er dann nicht genug versteht, oder fühlt er sich durch die schlechte Schulnote einfach disqualifiziert? Es kostete einiges an Überzeugungsarbeit, und die Teilnahme an Online-Games mit englischer Sprache, dann wurde aus dem ehemaligen Viererkandidaten jemand, der ohne Scheu englisch spricht. Ein Ziel, das nicht allzu oft in der Schule erreicht wird.
15. Y-Kollektiv-Reportage über Freilerner und Schulverweigerer: Funktioniert Schule zuhause?
Im Sommer war David vom youtube-Kanal Y-Kollektiv bei uns. Er arbeitete an einer Reportage über das Freilernen und wollte sehen, wie es nach dem Lernen ohne Schule weitergeht. Wir waren da die idealen Ansprechpartner. Alle drei Kids haben ihr Abitur abgelegt, und zwar in 100%iger Eigenleistung und Eigenverantwortung.
Die Reportage hat bereits mehr als 1 Million Zugriffe!
In dieser Reportage werden zwei Familien vorgestellt. Die erste Familie hat noch junge Kinder, die gerade mit dem Freilernen beginnen. Wir sind die zweite Familie mit inzwischen erwachsenen Kindern (hört sich komisch an, oder?) Die Gegenüberstellung der beiden Familien war gut angedacht, kommt aber nicht ganz so wie geplant bei den Zuschauern an. Es würde uns sehr interessieren, was du von der Reportage hälst? Schreib es uns in die Kommentare!
Ich selbst hatte mir gerade durch einen Unfall den Arm und den Fuß mehrfach gebrochen, war also gar nicht fit und nicht so konzentriert bei der Sache, wie ich es gern gewollt hätte. Ich konnte meine Argumente nicht so präzise auf den Punkt bringen. Esra, Noah und Gunter kamen auch zu Wort, jedoch hat David und das Y-Kollektiv-Team deren Interviews nicht in der Veröffentlichung genutzt. Sehr schade.
16. Sind wir privilegiert oder haben wir nur eine Entscheidung getroffen?
Im Video fragt David, ob nur privilegierte Familien das Freilernen in Deutschland leben können. Diese Frage blieb lange in meinen Gedanken hängen. Sind wir privilegiert, weil wir Reisen und deswegen Freilernen können? Nein, meiner Meinung nach sind wir das nicht. Gunter und ich taten uns extrem schwer mit der Entscheidung, seinen gut bezahlten Job zu kündigen und auf das „sichere“ Einkommen zu verzichten. Würden wir es schaffen, als fünfköpfige Familie von der Reisefotografie zu leben? Und dazu müssten wir noch sechs Monate im Jahr außer Landes sein. Mit drei Teenagern eine nicht zu unterschätzende finanzielle Belastung.
17. Es geht um Prioritäten!
Wir brachten dafür große „Opfer.“ Wir verdienten nur einen Bruchteil dessen, was wir vorher zur Verfügung hatten, nehmen eine wesentlich geringere Rente in Kauf, übernahmen die Verantwortung für die Bildung unserer Kinder und riskierten eine Verfolgung durch die Behörden wegen „Schulverweigerung.“
Das waren schon extrem anstrengende Zeiten für uns Eltern. Das Lernen und die Bildung unserer Kinder war dabei das allerkleinste Problem. Jahrelang machte uns das Kindergeldamt mächtig Ärger. Es forderte unrechtmäßig Geld zurück und zahlte das uns monatlich zustehende Kindergeld nicht aus. Bei jedem Gang zum Briefkasten stand mir der Angstschweiß auf der Stirn. Ämter fordern einfach ohne große Vorlauffristen große Geldsummen zurück. Bei drei Kindern und zwei Jahren kommt da eine für Geringverdiener existenzbedrohende Summe zusammen. Und das wusste das Amt genau, die hatten unsere Steuererklärung. Auf Rückfrage sagten sie am Telefon tatsächlich, dass uns nichts zusteht, weil wir ein zu geringes Einkommen hätten und kaum Steuern zahlten. Schriftlich wollte uns die Dame diese Aussage aber nicht geben.
Also: Wir sind nicht privilegiert, wir haben uns für unseren Lebensentwurf mit allen Hochs und Tiefs ganz bewusst entschieden und nahmen dafür einiges in Kauf. Wir bereuten es nie – ganz im Gegenteil!
18. Travelhacks von Reisefamilien – Buchvorstellung
1000 Travel Hacks für Familien – Best of 40 Reise- und Auswandererfamilien
Antje und Boris von https://nooba.co stellten ein ganz wunderbares, sehr umfassendes Buch für angehende oder bereits reisende Familie zusammen. Ich war beim Lesen begeistert, wie vielfältig die Tipps der 40 am Projekt beteiligten Familien sind. Wir haben unsere Tipps vor allem im Bezug auf Lernen ohne Schule und professionell fotografieren mit der Familie gelegt.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Blogbeitrag unsere Lerngeschichte in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht habe. Speziell für unsere kürzlich dazugestoßenen Leser. Viel Freude bei Lesen unserer anderen Freilerner Blogbeiträge.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/08/MG_9086.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2020-12-02 15:29:352024-02-19 00:05:46Ohne Schule bis zum Abitur – für uns die beste Entscheidung
Anfang Oktober staunte ich nicht schlecht über eine Mail von meinem Professor, der seit Kurzem auch mein Vorgesetzter ist. Ein junger Geowissenschaftler plane gerade eine Forschungsreise nach Griechenland, schrieb er, und es würde noch ein zweiter Mann für die Reise benötigt. Wir sollen Tropfsteinhöhlen in ganz Griechenland erkunden und dort Proben nehmen, los geht es in zwei Wochen. Ob ich denn Interesse hätte, da spontan mitzufahren?
Zwei Wochen später bin ich mit meinem neuen Kollegen Alex in Griechenland. Er hat für seine Dissertation in spanischen Höhlen gearbeitet und bringt mir im Laufe der ersten Tage das Wichtigste bei, was ich für die Probennahme wissen muss. Vor der Reise war ich genau einmal in meinem Leben in einer touristischen Höhle gewesen, mit betonierten Fußwegen und eingebauter Beleuchtung. Jetzt geht es etwas abenteuerlicher zu: Wir müssen oft durch unwegsames Gelände wandern, um zu den Höhlen zu kommen, und dort sind dann verschiedene Kammern nicht mit betonierten Wegen verbunden, sondern mit schmalen Spalten im Gestein, durch die wir kriechen müssen. Kletterpartien gibt es auch praktisch in jeder Höhle, und meistens ist das auf dem rauen Kalkstein mit seiner Formvielfalt auch keine große Kunst – außer, wenn der Fels vor Fledermausscheiße starrt und so glitschig ist, als würden Algen drauf wachsen.
Unser Dienstwagen, ein weit gereister T5.
Im Gegensatz zu touristischen Höhlen bieten diese nicht immer geräumige Durchgänge.
Mein Kollege Alex meißelt einen Stalagmiten ab.
Manchmal sind die Durchgänge wirklich eng!
Der Sinn unserer abenteuerlichen Dienstreise ist das Sammeln von Stalagmiten und Flowstones, also Kalzit-Ablagerungen, anhand derer sich Aussagen über die Umwelteinflüsse machen lassen, die während des Kristallwachstums geherrscht haben. So kann man beispielsweise Aussagen über die Niederschlagsmuster während der letzten Warm- und Kaltzeiten machen, oder Rußpartikel im Stalagmiten geben Informationen über bewohnte Phasen der jeweiligen Höhlen preis. Da sich Speläotheme (das ist der Überbegriff für die Höhlenminerale) sehr genau datieren lassen, eignen sie sich besonders gut als Informationsarchive. Ob sich ein Stalagmit letztendlich aber als Forschungsobjekt eignet, erfährt man erst, wenn man ihn aufsägt, datiert, und analysiert. Deswegen nehmen wir aus sehr vielen Höhlen unsere Proben mit nach Hause, um neben den eventuellen „Blindgängern“ noch brauchbare Proben zu haben.
Schöne, gerade gewachsene Stalagmiten – der geologische Hammer dient als Maßstab.
Mal hängt mehr von der Decke, mal weniger.
Speläotheme können sehr viele Formen haben.
Dass wir gerade in die zweite Corona-Welle geraten mit unserer Reise ist natürlich ziemlich ungünstig. Wir halten aber den Ball weitgehend flach, was Kontakte mit Menschen angeht, mal von den Ortskundigen und den Archäologen abgesehen, die uns hie und da begleiten. Auch in Griechenland steigen die Fallzahlen rasant, und wir halten es genau im Blick, was das Infektionsgeschehen während unserer letzten Tage hier macht. Wenn ich zuhause bin (und eventuell meine Quarantäne absitze…) schreibe ich einen ausführlichen Bericht über dieses Höhlenabenteuer, doch bis dahin lasse ich euch ein paar Bilder hier im Blog. Viel Spaß!
Zahllose Felsstürze formten diese Schutthalde, die auf dem Weg zu einer Höhle lag.
Auf dem Weg zur Location treffen wir immer wieder auf die lokale Fauna.
Zeit für Küstenfotografie bleibt leider kaum.
Aktualisierung von Gunter Reichert am 31.10.2020
Esra war gerade auf dem Weg zur Fähre nach Samos, als das schwere Erdbeben mit der Strärke 7.4 mit Epizentrum direkt vor Samos stattfand. Sie sind gut auf Samos angekommen, haben in der ersten Nacht noch ein kräftiges Nachbeben erlebt, es ist ihnen aber nichts passiert und sie sind wohlauf.
In jedem Fall haben die beiden Forscher eine abenteuerliche und abwechslungsreiche Reise. Wir drücken ihnen die Daumen, dass ihnen nichts passiert.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2020/10/GAL9174-e1648371090549.jpg267400Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2020-10-30 00:18:412022-03-27 10:51:45Höhlenforschung in Griechenland – Feldbericht von Esra
Wie du als Autodidakt deine Zeit einteilst – Vom Leben lernen
Als Freilerner bzw. Autodidakt wirst du deine Zeit anders einteilen als in der Schule. Wenn man sich etwas selbstständig beibringt, kann man seine Zeit viel effizienter nutzen, da man sie an seine individuellen Bedürfnisse anpassen kann.
Auf meinem Lehrplan standen zum Beispiel unter anderem Mathe und Englisch. In Mathe hinkte ich hinterher wie ein arthritischer, alter Hund hinter einem Postauto, aber in Englisch musste ich im Grunde nur die Pflichtlektüre lesen, Sprachkenntnisse hatte ich bereits mehr als genug. In der Schule hätte ich nun in beiden Fächern jeweils vier Wochenstunden gehabt – in Mathe wahrscheinlich nicht genug um meine Defizite aufzuholen, aber gleichzeitig in Englisch vergeudete Zeit, denn ich wusste es ja schon.
Stundenplan eines Freilerners
Wie teilst du die Zeit am besten auf?
Als selbstbestimmter Lerner konnte ich Englisch „vernachlässigen“ und mich stattdessen umso mehr mit Mathematik befassen, denn dort hatte ich es sehr viel nötiger. Am Ende hatte ich in beiden Fächern eine glatte Eins. Um es anschaulicher zu machen: Ich habe Buch geführt und immer die Stunden aufgeschrieben, die ich vor meinen Büchern saß – in Mathe investierte ich knapp 250 Stunden, während Englisch mit 20 Stunden kaum auf meinem Stundenplan vertreten war.
So war es mit allen Fächern: ich konnte bei jedem Fach so viel Zeit investieren, wie ich es für nötig hielt. Auch in Physik steckte ich um ein Vielfaches mehr Zeit, als ich es bei Erdkunde tat, weil ich es dort einfach nötiger hatte.
45-minütige Lerneinheiten oder lieber ganze Tage mit nur einem Fach?
Die Zeit ist auch effizienter genutzt, wenn man für ein Fach intensiv lernt. Statt alles gleichzeitig zu machen aber von allem nur ein bisschen, wie es in der Schule ist, habe ich immer einzelne Sachen intensiv bearbeitet. Fünf Stunden Mathematik auf einmal können einen weiter bringen als zwei Wochen Unterricht. Eine Schulstunde ist nicht zu 100% effizient – es wird gelegentlich durcheinandergeredet, Blätter werden ausgeteilt, der Lehrer muss Organisatorisches besprechen, oder die Stunde fällt sogar ganz aus, weil es schneit, zu heiß ist oder der Lehrer auf eine Konferenz muss.
Ich habe den Stoff von drei Jahren Schule in etwa neun Monaten gelernt, doch ich sehe mich nicht als übermäßig intelligent. Die Zeitersparnis verdanke ich einerseits dem Umstand, dass ich unterwegs vieles bereits gelernt hatte, und andererseits meine Zeit sinnvoller einsetzten konnte. Im Schnitt arbeitete ich an einem Tag an zwei, manchmal auch drei Fächern, selten mehr. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Schüler das Schulfremdenabitur in ähnlich kurzer Zeit erlernen könnten, vorausgesetzt sie legen sich ins Zeug und arbeiten zielstrebig. Wer nicht auf Reisen geht muss eventuell etwas mehr Zeit einplanen um auch noch Englisch zu lernen, doch drei Jahre wird kaum einer benötigen.
Wie sah der typische Stundenplan aus?
Einen festen Stundenplan hatte ich nicht. Ich hatte mir lediglich selbst die Vorgabe auferlegt, an sechs Tagen in der Woche jeweils fünf Stunden zu lernen. Was genau ich an einem bestimmten Tag lernte wurde spontan entschieden und dann dokumentiert. Ich hatte mir einige leere Tabellen ausgedruckt, um jeden Tag meine fünf Stunden einzutragen – für mich war das ein effektiver Weg um sicherzustellen, dass ich mich auch daran hielt.
Ich arbeitete stets an der „größten Baustelle“. Ich hatte von allen Fächern die Lehrpläne und somit auch einen guten Überblick darüber, was ich schon wusste und was noch fehlte. In dem Fach, in dem am meisten fehlte, wurde auch am meisten gelernt – solange, bis ein anderes Fach weiter hinten lag. Auf diese Weise versuchte ich, in allen Fächern auf einem relativ hohen Niveau zu sein, satt mich auf einige wenige zu spezialisieren und andere zu vernachlässigen.
Wieveil Zeit investierte ich jeweils pro Fach?
Dank meiner Dokumentationen kann ich mehr oder weniger nachvollziehen, wie viel Zeit ich mit den einzelnen Fächern verbrachte. Leider gab es einige Wochen, in denen ich nichts aufschrieb, also sind alle Angaben lediglich gute Schätzungen:
Deutsch: 90 Stunden
Mathematik: 250 Stunden
Englisch: 20 Stunden
Geschichte: 160 Stunden
Musik: 60 Stunden
Geografie: 10 Stunden
Latein: 50 Stunden
Physik: 75 Stunden
Wie lange man sich mit welchem Fach beschäftigt wird sicherlich von Schüler zu Schüler stark unterschiedlich sein. Jemand, der in Mathematik etwas geschickter ist als ich (oder es sich nicht in den Kopf gesetzt hat, eine Eins zu schreiben) wird mit weit weniger als 250 Stunden auskommen. In Englisch müssen andere allerdings wohl mehr pauken, wenn sie nicht mehrere Monate in englischsprachigen Ländern verbringen können.
In der Schule werden alle Fächer einheitlich behandelt, was dazu führt, dass sich die eine Hälfte der Schüler langweilt und die andere nicht hinterherkommt.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2020/03/Stundenplan398klein.jpg525700Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2020-03-22 11:03:312023-03-15 16:57:40Wie du als Autodidakt deine Zeit einteilst
Du liest hier Texte, die Esra nach dem externen Abitur von ein paar Jahren verfasst hat. Die Reisepassagen lesen sich in der Corona Krise wie aus einer anderen Zeit. Wir hoffen trotzdem, dass die Überlegungen zum Lernen ohne Schule hilfreich sind.
Falls du Fragen zum Thema hast, kontaktiere uns. Egal, ob du Schüler, Lehrer oder ein Elternteil bist.
Die meisten von euch sprechen wahrscheinlich zwei bis drei Sprachen – Deutsch, Englisch, und vielleicht noch Französisch. Die eine Sprache hast du ganz von selbst gelernt, ohne Vokabelhefte und Grammatikbücher, bei den anderen war es nicht so einfach. Trotzdem sprichst du die erste fließend, bei den anderen hapert es noch ein bisschen.
Oft wird behauptet, dass nur Kleinkinder eine Sprache wie von selbst lernen können, nur durch Zuhören und eigene Sprechversuche, aber Erwachsene kriegen das nicht mehr so leicht hin. Doch wie so oft, wenn ich einen Satz mit „Oft wird behauptet“ beginne, folgt eine in meinen Augen unsinnige Aussage. Ich finde, dass jeder eine Sprache auf die gleiche Art und Weise lernen kann, mit der er auch sein muttersprachliches Deutsch gelernt hat.
Klar, Kleinkinder tun sich dabei vielleicht etwas leichter, sie sind aufnahmefähiger – oder sind sie es wirklich? Immerhin dauert es auch bei Kleinkindern ein paar Jahre, bis sie eine Sprache fließend beherrschen und mit den Feinheiten der Grammatik umgehen können.
Ich selbst habe bei meinen Englischkenntnissen die Grundlagen auf altmodische Art in der Schule gelernt, doch um wirklich gut darin zu werden, mussten die Lehrbücher ins Altpapier wandern und richtige Lektüre musste her.
Reisen bildet, sagte schon der alte Goethe
Leider ist das mit dem Reisen zur Zeit aus aktuellem Anlass etwas schwierig bis unmöglich. Aber es kommen ja bestimmt wieder einemal bessere Zeiten.
Als ich die Schule zum ersten mal für längere Zeit verließ, fuhren wir ein halbes Jahr lang mit dem Wohnmobil durch Europa. Während dieser Zeit sprach, las, und schrieb ich sehr viel in Englisch – ich nutzte die Sprache aktiv. Ich war dabei noch nicht sonderlich gut, am Anfang fehlten mir viele Wörter und grammatikalisch war noch einiges ruckelig. Nach ein paar Monaten war ich aber schon sicherer unterwegs, und als ich in die Schule zurückkehrte dümpelten meine Noten nicht mehr um die Vier herum, sondern ich schrieb nur noch Einsen.
Ich arbeitete zusammen mit Leuten aus den verschiedensten Ländern. Gesprochen wird natürlich Englisch
Jetzt wirst du dir wahrscheinlich denken „Schön für dich, Esra. Du kannst ja auch überall herum reisen. Aber ich sitze zuhause und kann nicht einfach so einmal nach England fahren“. Und ja, das Reisen hat mir sicherlich geholfen. Doch die vielen Gespräche mit Engländern und Schotten allein waren es nicht, die meine Englischkenntnisse verfeinerten. Ich lernte auch sehr, sehr viel zuhause. Sobald ich genug von der Sprache verstand, begann ich, echte Bücher zu lesen, nicht die stark vereinfachten Schullektüren. Außerdem schauten wir viele Filme und Serien in Englisch, da diese in der Originalsprache viel authentischer wirken. Mit dem Nachteil, dass wir seitdem synchronisierte Fassungen schrecklich finden.Es ist einfach Tatsache: Wenn man ausreichend viel von einer Sprache „beschallt“ wird, dann verbessern sich die Sprachkenntnisse. Es ist wirklich so einfach. Das menschliche Gehirn hat wahrscheinlich die Fähigkeit, das Gehörte nach genügende Input in logische Zusammenhänge zu bringen. Man hört die richtige Verwendung der Grammatik immer und immer wieder, und nach einer Weile hört man seine eigenen Fehler, da sie falsch klingen. In Filmen hört man die gesprochene Sprache und bekommt eine Gefühl für den „Fluss.“ Und wenn man ein unbekanntes Wort ein paar Mal gehört hat, dann erschließt sich die Bedeutung in den allermeisten Fällen aus dem Zusammenhang. Wenn nicht gibt es als Rettungsanker immer noch das Wörterbuch.
Im Internet unterwegs und Filme schauen
Klar ist die eigene Anwendung auch wichtig. Ja, wenn du deine Aussprache verbessern willst, dann solltest du unbedingt ins Ausland fahren. Doch wenn du nur das Internet benutzen kannst, bist du immerhin in der Lage, das Schriftliche nach Belieben üben. Ich habe hin und wieder in Internetforen über meine Interessen (Modellbau, Radfahren, Musik, etc) geschrieben. Das war auch nichts anderes als die etlichen kleinen Texte, die man im Englischunterricht der Oberstufe schreibt. Die Englischlehrerin an der Schule, wo ich meine externen Abiprüfungen ablegte, sagte mir, mein Schreibstil sei absolut erstklassig. Ich bekam eine glatte Eins dafür.
Meine Geschwister haben die Sprache auf die gleiche Art und Weise gelernt. Meine Schwester hatte gar keinen nennenswerten Englischunterricht in der Schule, sie lernte die gesamte Sprache ohne Lehrereinmischung. Es fing einfach damit an, dass wir viele Filme und Serien schauten, wie ich schon erwähnte. Am Anfang hielten wir die Filme noch oft an, um ihr zu erklären, was gerade gesprochen wurde. Doch in erstaunlich kurzer Zeit brauchte sie diese Hilfestellungen überhaupt nicht mehr.
Am Besten, du beginnst mit Filmen, die du schon kennst. Auf diese Weise gibt es keine Verständnisprobleme, denn du weisst ja, was in den einzelnen Szenen gesagt wird. Doch passe mit deutschen Untertiteln auf. Scheinbar ist es damit einfacher, das Gesprochene zu verstehen, doch es lenkt total vom Englischen ab. Es ist sehr schwer, gleichzeitig Deutsch zu lesen und Englisch zu lernen. Untertitel müssen in Englisch sein, sonst bringt das nicht viel.
Lesen ist richtig geil!
Was Bücher angeht, fange vielleicht nicht gleich mit Shakespeare oder „War and Peace“ an. Je nachdem wie sicher du in der Sprache bist, eignet sich eher ein Jugendroman, ein ganz normaler Roman, oder ein Buch, das du schon kennst und interessant findest. Wenn du welche in die Finger kriegen kannst, Magazine sind auch gut. Meine Eltern haben meterweise National Geographic-Hefte in Englisch in den Regalen. Das war eine riesige Menge an spannendem Lesestoff, plus die faszinierenden Bilder in den Artikeln.
Du wirst wahrscheinlich anfangs sehr oft innehalten müssen, weil du ein Wort oder eine Redensart noch nicht kennst. Wenn du es dir aus dem Zusammenhang erschließen kannst, prima. Wenn es sich nur um ein Adjektiv handelt, mit dem ein Gebüsch oder ein Teegeschirr beschrieben wird, ist es wohl nicht so wichtig. Wenn es ein Schlüsselwort in der Handlung ist, solltest du vielleicht das Wörterbuch aus dem Regal holen (und es danach neben dir liegen lassen). Du kannst dir auch die unbekannten Wörter notieren, wenn die dann die schwierigen Textpassagen noch einmal liest, wirst du staunen, wie gut du das beim zweiten Lesen verstehen kannst.
Inzwischen hat die Technik meine Ratschläge schon wieder überholt. Mit Ebooks hast du das Wörterbuch gleich mit eingebaut. Du kannst zwischen Wörterbüchern wählen. Die einen übersetzen das gefrage Wort ins Deutsche, die anderen erklären es in der Originalsprache. Ich persönlich finde die zweite Variante besser.
Also, wenn du einen Abschluss mit guten Noten in Englisch haben willst, aber Vokalhefte hasst wie die Pest, dann schau doch das nächste Mal deinen Lieblingsfilm auf Englisch. Kauf dir mal ein Buch in Englisch. Es ist in der Regel um einiges billiger im Original als in der deutschen Übesetzung. Nutze die englische Wikipedia als Nachschlagewerk, sie ist außerdem viel ausführlicher als die deutsche Ausgabe. Die ersten paar Mal wird dein Verständnis noch etwas eingeschränkt sein, aber irgendwann merkst du den Unterschied vielleicht gar nicht mehr.
Hier sind ein paar Bücher, die mir sehr gefallen haben:
Adventures of Huckleberry Finn von Mark Twain (Abenteuerroman. Ein kleiner Junge und sein Freund, ein geflohener Sklaven, hauen zusammen ab und befahren den Mississippi mit einem Floss. Teilweise schwer verständlicher Südstaatendialekt.)The Hunger Games Trilogy von Suzanne Collins (Jugendbuchreihe. Sci-Fi/Abenteuer über eine dystopische Zukunft, wo Kinder aus der unteren Gesellschaftsklasse in Gladiatorenkämpfen für die Reichen antreten müssen. Ohne unverständliche Sprache geschrieben.)The Importance of Being Earnest von Oscar Wilde (Theaterstück, relativ kurz. Lustige Verwechslungskomödie. Ein Gentleman gibt sich als ein anderer aus, um unerkannt Spaß zu haben, und ein Mädchen verliebt sich in sein alter Ego.)Replay von Ken Grimwood (Sci-Fi Roman. Ein Mann stirbt, findet sich jedoch in seinem 20-jährigen Körper in der Vergangenheit wieder und kann sein Leben nochmal leben. Er stirbt erneuert und ist wieder 20 Jahre alt. Und wieder, und wieder… nicht zu kompliziert geschrieben)
Longitude von Dava Sobel (Unterhaltsames Sachbuch über die Erfindung der tragbaren Uhr, die für die Navigation unerlässlich ist. Erstklassig geschrieben und sehr zu empfehlen)
The Name of the Wind: The Kingkiller Chronicle 1 von Patrick Rothfuss (Fantasy. Ein Märchen für Erwachsene. Handelt vom Leben eines hochintelligenten, vielseitig begabten Zigeuners, der die Magie für sich entdeckt. Absolut genialer Schreibstil, aber ziemlich dicker Schinken)
The Girl with the Dragon Tattoo (Thriller. Ein Journalist und eine hochintelligente Hackerin decken zusammen schreckliche Verbrechen auf. So spannend, dass man die knapp tausend Seiten in wenigen Tagen lesen kann. Wobei das Original in Schwedisch ist, nicht in Englisch)
The Road von Cormac McCarthy (Endzeit-Roman. Ein Mann und sein kleiner Sohn sind einige der letzten Überlebenden der atomaren Apokalypse. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit versuchen sie, zu überlegen. Relativ einfach geschrieben, doch Vorsicht: es ist harte Kost – sehr traurig)
Schreibt gerne eure eigenen Buchempfehlungen in die Kommentare.
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https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2020/03/MG_2638.jpg371554Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2020-03-21 18:25:452023-03-15 16:56:15Englisch aus dem Schulbuch pauken – Es geht auch leichter
Hilfe, Mathe! Wie du dir das berüchtigte Fach selbst beibringst. – Vom Leben lernen
Ich erzähle immer gerne von all den Dingen, die man auf Reisen wie von selbst lernt – Englisch, Landeskunde, Fotografie…
Leider gehört Mathematik nicht dazu. Genauso wie Physik, Chemie und Latein hat Mathe die unangenehme Angewohnheit, dass man es eigentlich nur aus trockenen Büchern lernen kann. Klar, Brüche und Prozentrechnen kann man noch „spielerisch“ beim Kuchenbacken und Basteln lernen, aber der Stoff der Oberstufe hat nun wirklich gar keine Anwendung im wirklichen Leben mehr.
Hilfe, das ist alles Chinesisch!
Wenn man sich vornimmt, den Mathestoff als externer Schüler selbstständig zu pauken, wird man erst einmal beim Blick in das viel zu dicke Lehrbuch ein mulmiges Gefühl im Magen kriegen. Es ist nicht so, dass man die Antworten nicht weiß – die Frage ist eher: was zur Hölle sind das für Zeichen, Linien und Ausdrücke?? Der Berg an Stoff scheint unbezwingbar, man möchte am liebsten einfach das Buch wieder ins Regal stellen und es vergessen.
Ich hatte das Mathelernen ewig vor mir hergeschoben. Ich wusste gar nicht wo ich anfangen sollte, deswegen ließ ich es lieber erst mal ganz bleiben. Irgendwann war die Zeit aber gekommen. Die Prüfungen waren nicht einmal mehr ein Jahr entfernt und ich musste nicht nur den kompletten Stoff von drei Schuljahren erlernen, ich hatte auch den Stoff der vorherigen Schuljahre wieder zur Hälfte vergessen.
Zuerst mal eine Grube ausheben und ein ordentliches Fundament bauen!
Ich krempelte also die Ärmel hoch und machte mich ran an die Arbeit. Mathe war das erste und für lange Zeit auch das einzige Fach, in dem ich mich konkret auf die Prüfungen vorbereitete, denn dort fehlte noch alles.
Zuerst musste ich die Grundlagen wieder auffrischen – Gleichungen lösen, einfache Funktionen aufstellen, Trigonometrie – denn ohne ein festes Fundament lässt sich nichts nachhaltiges aufbauen. Ich bin der Meinung, dass vor allem bei Mathe ein gutes Verständnis aller Themen wichtig ist, denn vieles baut ja aufeinander auf. Es ist wie beim Hausbau: da muss auch alles stabil sein. Man kann nicht die ersten zehn Stockwerke irgendwie zusammenstoppeln, mit schiefen Wänden und wackeligen Stützbalken, und dann erwarten, dass man auf die Weise bis ganz nach oben kommt. Jedes Thema muss sitzen, alle Lücken müssen gestopft werden. Das macht alle zukünftigen Mathelektionen um ein vielfaches einfacher, denn man muss nicht immer noch tausende Sachen auffrischen.
Lehrvideos als Schlüssel zum Erfolg
In den ersten Monaten nutzte ich ausschließlich die Khan-Academy zum Lernen. Das ist eine amerikanische Seite mit einem unermesslichen Fundus an Lehrvideos zu naturwissenschaftlichen Fächern, vor allem Mathe. Salman Khan, der „Lehrer“, der fast alle Videos macht, versteht sein Handwerk wie kaum ein anderer. Alles ist erstklassig erklärt, und zum ersten mal in meinem Leben verstand ich Mathematik wirklich, denn ich konnte mich so lange damit befassen, bis ich es beherrschte. Das ist der Vorteil daran, den eigenen Lehrplan zu bestimmen. Ich schaute die selben Videos auch gerne fünf mal an und machte etliche Übungen, das nächste Thema kam erst, wenn das letzte abgeschlossen war. Die Khan-Academy kann ich nur empfehlen, allerdings ist sie auf Englisch. Wenn man aber halbwegs sicher in der Sprache unterwegs ist, rate ich, es zu versuchen – die mathematischen Fachbegriffe hat man schnell gelernt, und der kleine Aufwand ist es wert.
Auf der Khan-Academy ist alles erstklassig erklärt. Ohne diese Videos wäre mir das Lernen sehr schwer gefallen!
So intensiv wie der Duft eines französischen Käses
Ich verbrachte teilweise sehr viel Zeit mit Mathe. Drei bis fünf Stunden pro Tag waren keine Seltenheit, sondern die Regel, und diese Intensität wirkte Wunder. In der Schule lernt man Mathe immer in einzelnen 45-minütigen Einheiten, und im Laufe der Woche kommen so gerade mal drei Stunden zusammen. Ich hatte Wochen, da lernte ich um die 25 Stunden Mathe – man muss kein Mathe-Genie sein, um da Fortschritte zu machen. Es kommt noch die Tatsache dazu, dass man auf diese Art nicht abgelenkt ist, und dadurch alles noch einmal weiter konzentriert wird.
Besonders wichtig finde ich es, viele Übungen zu machen. Um wirklich gut in etwas zu werden reicht es nicht aus, sich theoretisch einwandfrei damit auszukennen. Man muss es auch praktisch anwenden können. Je näher die Prüfungen kamen, desto mehr versuchte ich mich an alten Prüfungsaufgaben. Insgesamt simulierte ich über zehn komplette Matheklausuren, die vollen vier Stunden. Ich war dadurch so in der Routine, dass die eigentliche Klausur mir kein Kopfzerbrechen mehr bereitete. Ich hatte es ja schon so oft gemacht!
Was mache ich, wenn ich etwas nicht verstehe?
Diese Frage plagt wohl jeden angehenden Autodidakten, und selbstverständlich werden Situationen kommen, wo man etwas einfach nicht rafft. Ich habe ehrlich gesagt fast nie etwas beim ersten Anlauf wirklich verstanden, an manchen Themen musste ich mich wochenlang festbeißen, bis sie saßen. Doch das Gute an der Khan-Academy ist: man kann die Videos natürlich so oft anschauen, wie man möchte. In der Schule hat man sogar eher schlechtere Karten, wenn man etwas nicht versteht – irgendwann ist der Punk gekommen, an dem der Lehrer es nicht noch einmal erkärt und einfach mit dem nächsten Thema weitermacht.
Außerdem hilft es, wenn man bei ganz unverständlichen Themen mal ein anderes Buch sucht, um eine alternative Erklärung zu haben.
Vielleicht braucht man ein Händchen für Mathe, vielleicht nicht, doch ein Superhirn muss man auf jeden Fall nicht sein. In der Schule hatte ich immer Dreien und Vieren in Mathe, erst im Abi wurde ich wirklich gut. Ich hatte mir vorgenommen eine Eins zu schreiben und es durchgezogen. Am Ende hatte ich 14 Punkte in der Schriftlichen.
Üben, üben, üben! Das ist die goldene Regel, nur so bekommt man die wichtige Routine. Ich schrieb hunderte Seiten voll mit Matheaufgaben.
Mathe ist leicht – man braucht nur viel Zeit
Mathe ist zwar einerseits trocken und im echten Leben weitgehend irrelevant, vor allem wenn man sich weiter oben auf der Bildungsleiter befindet. Andererseits ist es aber relativ „einfach“ zu lernen, und es ist schon ein tolles Gefühl, eine aufwändige Aufgabe endlich lösen zu können.
Mathe ist „einfach“, weil es immer nur eine Lösung gibt, und einen relativ klar definierten Weg dorthin. Man muss zwar sehr viel Aufwand hineinstecken, um gut zu werden, doch man kann sein Lernen genau planen und sich selbst erstklassig kontrollieren, ganz im Gegensatz zu Fächern wie Deutsch, wo in der Prüfung ein kreatives Schaffen vom Schüler erwartet wird. Da gibt es dann etliche richtige Antworten, und man kann es zuhause bei weitem nicht so gut lernen, weil man sich selbst nicht korrigieren kann.
Ich will nicht sagen, dass man den Mathestoff in ein paar Wochenenden erlernen kann. In der Hinsicht ist es „schwer“. Aber mit etwas Zeit und Willenskraft kann es meiner Meinung nach jeder schaffen.
Meine Materialien
Ohne ein gutes Lehrbuch (oder eine Seite wie die Khan-Academy) wird man sich echt schwer tun.
Natürlich sind das die besten Bücher für ein Abi in Baden-Württemberg, dort habe ich es gemacht, denn sie haben da das Zentralabitur (darauf kann man sich viel besser selbstständig vorbereiten). In jedem Bundesland gibt es andere Regelungen und Lehrpläne, und somit auch andere Bücher.
Im moment gibt es ein kostenloses eBook zum Thema Lernen und externe Abschlüsse im Bonusbereich!!!
kostenloses eBook: Langzeitreisen und externes Abitur
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https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2020/03/Mathelernen.jpg525700Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2020-03-17 17:40:202023-03-15 16:55:54Hilfe, Mathe! Wie du dir das berüchtigte Fach selbst beibringst.