Wir berichteten bereits über einige Reisende, die wir unterwegs getroffen haben. Bärtige Wanderer vor ihrem tausendsten Kilometer, eine Fahrrad-Globetrotterin aus Kanada in ihrem fünften Jahr auf Achse, deutsche Renter, die monatelang mit dem Mobil unterwegs sind. Holländische Taucher im Süden von Norwegen….
Jetzt haben wir eine Gruppe junger lustiger Polen getroffen. Ich beobachtete die Vier bereits am Strand bei Ramberg, als sie großen Spaß im Sandsturm hatten. Da rollten sie ungeachtet der widrigen Wetterbedingungen, gut gelaunt einen riesigen Treibholzstamm über den Strand.
In Haukeland standen unsere Fahrzeuge nebeneinander. Unser großer Flair und deren kleiner VW Bus. Ich quatsche die jungen Leute an. Im Fenster des Busses stand gut lesbar „Nordkapp“, die Männer lagen in den Betten, in Bücher vertieft.
Sylwia, Konrad, Wojtek, Dawid
„Ja, wir sind seit fünf Monaten unterwegs. Arbeiten immer mal wieder, um das Geld für das Benzin zu verdienen, dann fahren wir wieder“ bekam ich zur Antwort.
„Wie gefällt Euch Norwegen?“ Konrad mußte nur eine ausholende Bewegung mit dem Arm machen. „Es ist so schön hier, schau doch!“ Typischer Fall von blöde Frage! Grins! Mich faszinierte die kindliche Begeisterung, die die Gruppe ausstrahlte. „Gestern waren wir im Tunnel. Und plötzlich waren alle Farben anders. Die blaue Hose wurde schwarz und wir waren ganz grün im Gesicht“ sprudelt es breit grinsend aus ihm heraus.
Sylwia hat gerade ihr Psychologiestudium beendet. „Dahein im Polen, wo ich gerne leben würde, haben es Berufsanfänger sehr schwer. Wir verdienen auch mit abgeschlossenem Studium kaum mehr als 500 Euro im Monat. Da nehme ich mir lieber die Zeit, die Welt zu entdecken!“
Dann kamen wir auf die gestrige Nordlichtnacht zu sprechen. Jetzt liegt die Begeisterung aller in der Luft. „Wow, war das klasse. Wir warfen sogar Schatten im Mondlicht. Und dann kam das Nordlicht. Wir würden das gerne unseren Freunden in Polen zeigen, die glauben das sonst nicht!“ Wir besprachen, dass ich ihr Bild und das Nordlicht hochladen würde. Für die Freunde in Polen! Hier also Leute, sind die Bilder des genialen Nordlichts. Polnisch, deutsch und belgisch in Norwegen :-)
Hier noch das Foto unseres Fotopartners aus Belgien. Mit Jeroen zusammen fotografierten wir die Nordlichter und Mondbogen. Sein Zelt stand neben dem Mobil und da kommt man natürlich schnell bei einer Tasse heißen Tee ins Gespräch. Dieses wurde ein langes, die ganze Nacht! Morgens sahen wir übrigens noch Orcas in der Ferne vorbeischwimmen!
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/09/UN_0048.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-09-23 14:20:392015-02-01 15:51:45Reisende aus Polen
Bei uns überschlagen sich zur Zeit die Ereignisse. Wir treffen interessante Menschen – Reisende, Auswanderer, Norweger – sehen unglaublich viel, fotografieren tolle Naturphänomene und würden wir über alles im Detail berichten, müßten wir mindestens vier Blogbeiträge pro Tag verfassen.
Ich bemühe mich, schaffe es aber nicht ganz, weil es mich dauernd nach draußen zieht.
Ein Herbststurm auf den Lofoten bringt uns im Wohnmobil um den Schlaf
Im letzten Beitrag erwähnte ich den Sturm. Laut Wettervorhersage waren es nur 9m/s, die Böen kamen uns jedoch heftiger vor. Das Mobil bebte. Die Milch hüpfte über den Tisch, der Lärm war ohrenbetäubend. Wir parkten im Unstad am Strand, der Wind hämmerte die während der ganzen Nacht auf das wenig bis gar nicht aerodynamische Heck des Mobils.
Der Wind wehte wenigstens vom Land her, was uns die salzige Gischt vom Meer ersparte. Die Wellen schienen gar keine Chance zu haben sich aufzubauen. Sie hoben sich leicht an, der Wind drückte sie direkt wieder weg.
Fotografieren war fast gar nicht möglich. Das Tele sprang fast aus meiner Hand. Vom Strand her schmirgelte mich der Sand ab. Tagelang wehte es uns Sand in die Ohren und auf die Kopfhaut. Hier ein paar Fotos, vielleicht kannst du den Wind ein wenig spüren?
Wellen
Wellen
Wellen
Wellen haben keine Chance
Wellen haben keine Chance
Wintersturm auf den Lofoten hebt ein Haus aus der Verankerung
Und hier kann man sehen, was ein Sturm anstellen kann. Das war der Wintersturm im Jahr 2012, wie Henning erzählte. Die Hütte wurde im Kreis gedreht und dabei zerstört.
Wir haben die Aufnahmen im Nesland gemacht.
Rorbuer in Nesland
Rorbuer in Nesland
Wir haben an der Küste dort mal wieder ein Familienfoto gemacht.
Die 5 Reicherts an der Felsenküste von Nesland, Lofoten
Esra vor einer geologischen Struktur in den Felsen, Nesland, Lofoten
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/09/MG_3600.jpg327700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-09-22 12:23:012020-09-22 12:39:14Sturm aber wenig Wellen – eine laute Nacht in Unstad, Lofoten
Durch einen netten Zufall bin ich, als wir in Hov weilten, auf Hennings Webpage gelandet. Kurzentschlossen schrieb ich ihm eine Email. Ein deutscher Auswanderer, der auf den Lofoten gerade dabei ist, ein historisches Gästehaus zu übernehmen – das fand ich hochinteressant.
In der Email hatte ich unsere norwegische Telefonnummer, Henning nutzte diese und rief innerhalb weniger Minuten zurück. Reden ist doch noch viel besser als scheiben.
Ein Treffen ist natürlich das Beste, doch da das Gästehaus ein ganzes Stück weiter im Süden in Ramberg lag, verschoben wir das auf später.
Friisgården in Ramberg
Friisgården in Ramberg
Henning & Lisa im Friisgården
Die Leseecke im Friisgården
Henning, Lisa, Esra und Gabi vor dem Gästehaus
Henning ist seit dreieinhalb Jahren in Norwegen. In Tromsø traf er auf Lisa, die beiden sind nun ein Paar, bald werden sie eine Familie sein. Sie wohnen auf ihrem Bauernhof in Skjelfjord, den sie vor kurzem gekauft haben. Die beiden haben gerade das Friisgarden-Haus, das älteste Haus in Ramberg, übernommen. Dort trafen wir sie an einem sonnigen, aber sehr windigen Tag.
Wir quatschten, hatten plötzlich super gute Ideen, redeten noch mehr und wurden schließlich zum Essen auf den Bauernhof eingeladen. Nach Wochen im Wohnmobil hört sich eine solche Einladung nochmal besser an. Wir nickten im Einklang und fuhren den Zweien bis zu ihrem gelben Haus am Fjord hinterher.
Der Wind rüttelte immer noch heftig am Mobil, wir schauten es uns gemütlich von der warmen Stube aus der Ferne an. (Leider bin im im Trubel der Reiseerlebnisse noch nicht dazu gekommen, zu berichten, wie sehr wir die ganze Zeit im Sturm gelitten hatten… Kommt noch!)
Henning kochte super lecker. Frittierten Bacalao gab’s als Vorspeise, dann Hackfleischbällchen und Reis als Hauptspeise. Ah, das war gut. Im weiteren Gespräch staunten wir gar nicht schlecht, als wir Hennings Lebensgeschichte hörten. Denn er ist in Sachen Fotografie und Film kein unbeschriebenes Blatt. Henning hat Fotografie studiert, nach ein paar Jahren Modefotografie schwenkte er um auf Fotoreporter in Krisengebieten, bevor er fürs Fernsehen Reportagen filmte. So ist er viel in der Welt herumgekommen, hat sich aber jetzt für ein weniger nervenaufreibendes Leben hier auf den Lofoten entschieden. Lisa, seine bessere Hälfte, kommt aus Alta, im „richtigen“ Norden Norwegens. Sie ist mit dem Nordlicht aufgewachsen. „Habt Ihr dem Nordlicht mal mit einem weissen Tuch gewunken? Nein? Macht es auch besser nicht, dann holt es Euch!“. Das sind die Geschichten, mit denen norwegische Kinder aufwachsen. Lisa erstaunte uns auch mit haarstäubenden Stories von Schneemobiltouren, die sie in ihrer Kindheit unternommen hatte. Bei einer brach sie in einem Bach ein, das Schneemobil schwebte drohend über ihr. Es hing nur noch an einem Ast.
Wir übernachteten vor der Tür am Fjord. Der Wind rüttelete wieder die ganze Nacht, allerdings nicht mehr so heftig wie zuvor :-)
Wir verabschiedeten uns vorerst, werden aber in naher Zukunft hoffentlich gemeinsame Projekte unternehmen! Danke Henning & Lisa, das war sehr nett Euch kennenzulernen!
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/09/MG_2316.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-09-22 11:23:492015-02-01 15:51:15Henning & Lisa – Friisgården in Ramberg
Der Kvalvika-Strand liegt nicht gerade in direkter Nachbarschaft mit der Zivilisation – er ist von typisch-lofotischen, rauen Bergen eingekesselt, und man muss über eine Stunde lang durch steiniges Gelände wandern, um von der nächstgelegen Straße dort hinzukommen.
Zwei Surfer lebten 9 Monate am Strand
Der „Wanderpfad“ ist nur sehr gelegentlich als solcher erkennbar, meistens geht es quer über Geröllhaufen, durch Schlammlöcher oder Wälder. Aber, alles ist gut markiert und über die matschigsten Stellen gab es gar Holzbretter. Das klingt also nicht gerade nach einem besonders geeigneten Ort, um den Winter – sogar einen ganzen – zu verbringen. Genau das haben aber die beiden jungen Norweger, Inge Wegge and Jørn Nyseth Ranum, vor zwei Jahren getan. Sie haben sich eine Hütte aus Treibholz, PET-Flaschen und anderem Strandgut gebaut, mit einem Ofen drin, der in seiner vorherigen Inkarnation als Ölfass am Strand verrostet ist, und haben es sich darin gemütlich gemacht. Geplant war ein relativ kurzer Aufenthalt, vielleicht zwei oder drei Wochen, am Ende wurden daraus neun Monate.
Leben ohne Geld
Ihre Nahrung holten sie aus den Müllcontaintern des nächstgelegenen Supermarks (wobei der Ausdruck „nächstgelegen“ relativ ist… immerhin mussten sie dazu eine stundenlange Wanderung durch Schnee und Eis auf sich nehmen) Es ist recht unbedenklich, die Container auszuräumen, da sie Supermärkte ihre Sachen, manche schon eine ganze Weile vor dem Ablaufdatum, wegschmeißen, und die Erlaubnis dazu hatten sie auch. Einmal haben sie sich wochenlang von Wackelpudding ernährt, weil sie davon eine große Palette gefunden hatten…
Die beiden hatten weder Uhr noch Kalender mit – sie schliefen wenn sie müde waren, machten Feuer wenn es kalt war und surften, wann immer die Zeit gut dafür war. Ein Neoprenanzug und ein Surfbrett liegen, wie alles andere auch, immer noch für zukünftige Besucher bereit.
Wanderung zur Buch von Kvalvika
Wir hatten diese schön verrückte Geschichte von Henning und Lisa (über diese Beiden später mehr…) erzählt bekommen, zusammen mit einer Wegbeschreibung, also stapften wir am nächsten Tag los und zogen über den kleinen Bergrücken, um die Hütte und den Strand zu suchen. Die Wanderung war zwar ein wenig anstrengend was aber vor allem am Wind und der Wärme lag, die sich nicht gut kombinieren!
Es war einfach toll; die Landschaft um uns herum sah prächtig aus. Die herbstlichen Bäume und die Aussicht auf die Fjorde und alles.
Als wir den Strand schließlich erreichten, sahen wir ziemlich schnell, dass die beiden Überlebenskünstler wohl nicht lange nach Baumaterial gesucht haben mussten – alles, was irgendwie schwimmen kann, scheint vom Meer hier abgeladen zu werden. In jeder Ecke lagen große Haufen aus Treibholz, alten Ölfässern, Bojen, Kisten und Tonnenweise Plastikmüll.
Wie uns Henning erzählte, wird der Müll an manchen Stränden wohl zusammengesammelt und dann von einem Helikopter abgeholt. Sogar zwei Walknochen lagen im Sand herum und disintegrierten sich langsam.
Die beiden Surfer filmten ihr Abenteuer – schau bei Youtube nach.
Wir treffen den deutschen Wanderer Heiko am Strand von Kvalvika
Die Reicherts in der Hobbit Hütte von Kvalvika, Lofoten
Einrichtung der wunderschönen Hütte von Kvalvika, Lofoten
Detail in der Hütte von Kvalvika, Lofoten
Blick von der Hütte nach draußen, Kvalvika, Lofoten
Einrichtung der Hütte von Kvalvika, Lofoten
Der Wanderer Heiko kurz vor seinem 1000 km
Wir liefen ein wenig auf dem weitläufigen Strand herum, der Sand flog uns mit den Böen nicht nur um, sondern auch in die Ohren. Nach einer Weile gesellten wir uns zu dem einzigen anderen Besucher, der auch gerade dort war; ein freundlichter, bartbehangener Wanderer mit einem mörderisch großen Rucksack. Wir setzten uns das schwere Ding probehalber auf, und waren sehr froh darüber nicht damit über den Hügel laufen zu müssen. Wir quasselten ein wenig in Englisch bis wir merkten, dass er auch aus Deutschland kam. Sein Name ist Heiko. Er sei schon seit fast 100 Tagen zu Fuß unterwegs, und bald dürfte der eintausendste Kilometer anstehen, erzählte er… Respekt!
Suche nach der Hütte am Strand von Kvalvika
Er hatte vor gleich sein Zelt aufzubauen, bis wir ihm von der Hütte erzählten, die hier irgendwo sein musste. Und da eine Hütte im heftigen, wilden Wind gemütlicher ist als ein Zelt, gesellte er sich zu uns und wir machten uns zusammen auf die Suche. Es dauerte nicht lange, da wurden wir fündig. Das kleine Bauwerk war hinter einen großen Felsen geklemmt, hatte eine runde Tür im Hobbit-Stil, welche sich bei näherer Betrachtung als Fassdeckel herausstellte, und einige Fenster, die sich als Salatschüsseln und Waschmaschinentüren entpuppten. Die Einrichtung war auch liebevoll aus allem Möglichen (und Unmöglichen!) zusammengezimmert. Es stand noch Kaffee im Regal, die Wand ist von Bildern des Königs und der Königin geziert, und es liegen überall kleine Gegenstände herum, die von dankbaren Besuchern zurückgelassen worden waren.
Wir verbrachten noch einige Zeit am Strand, plauderten mit Heiko und machten Bilder, aber da es langsam dunkel wurde, mussten wir uns irgendwann auf den Rückweg machen. Wieder dauerte es eine Stunde, bis wir über den steinigen Pass waren, aber die Bucht und die Aussicht war den Weg definitiv wert gewesen!
Wandern zur Hobbit Hütte, Kvalvika, Lofoten
Wandern zur Hobbit Hütte, Kvalvika, Lofoten
Herbstliche Farben in der Bucht von Kvalvika, Lofoten
Auf der Wanderung zur Bucht von Kvalvika, Lofoten
Auf der Wanderung zur Bucht von Kvalvika, Lofoten
Die Bucht bei Kvalvika
Der Blick von der anderen Seite
Amy vor der Hütte in der Bucht von Kvalvika, Lofoten
Der Strand, der Berg, das Licht – Kvalvika, Lofoten
Strand von Kvalvika, Lofoten
Kvalvika, Lofoten, Norwegen
Auf den Wanderpfad zur Bucht von Kvalvika, Lofoten
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/09/kvalvika-2.jpg613920Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2013-09-20 21:58:442021-10-13 11:54:14Die Bucht bei Kvalvika – ein ungewöhnliches Winterquartier!
Cristina und Rodrigo, das spanische Pärchen, das wir 2011 während unseres Winteraufenthaltes auf den Lofoten kennengelernt hatten, arbeiten nicht mehr für das Northern Light Basecamp.
Sie haben sich selbständig gemacht und haben erst vor ein paar Wochen auf dem Marktplatz von Svolvær ihren Imbiss eröffnet: LOFOT TAPA.
Wir haben sie an einem verregneten Samstag-Nachmittag überrascht und trafen Christina mit Rodrigos Bruder an, der ihnen aushilft. Sie bieten neben Tapas auch eine wohlschmeckende Fischsuppe und Kaffee zum Aufwärmen an. Alle Zutaten stammen aus lokalen Quellen, wenn möglich ökologisch erzeugt. Wir haben die Fischsuppe probiert, sie war äußerst schmackhaft, ein interessanter Mix aus lofotischen Zutaten und spanischer Zubereitung.
Christina und Rodrigo haben inzwischen geheiratet und wir wünschen ihnen viel Erfolg hier auf den Lofoten.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/09/UN_9575.jpg400600Gunterhttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGunter2013-09-20 15:06:052019-07-19 13:15:44Zwei Spanier im Norden – Rodrigo und Cristina