von Esra
Es ist kein Geheimnis, dass wir oft und gerne Gespräche mit den Leuten anfangen, die unseren Weg kreuzen, wenn wir unterwegs sind. Es wäre ja schon fast als unfreundlich zu betrachten, wenn man einfach schweigend an seinen Mitmenschen vorbeiläuft, wo die Gegend hier doch so dünn besiedelt ist. Wenn man hier jemand anderes sieht ist man froh darüber, und ins Gespräch kommt man schnell.
Gestern haben wir uns eigentlich gar nicht weit von unserer „Basis“ entfernt, ich und Gabi sind einfach ein wenig in der Umgebung herumgewandert und haben interessante Motive gesucht. Derer sind wir zwar nur begrenzt fündig geworden, doch wir haben an ihrer Stelle interessante Leute getroffen. Zwei, um genau zu sein. Mehr waren nicht unterwegs, wir sind hier wie gesagt in einer spärlich besiedelten Landschaft unterwegs.
Wir waren gerade damit beschäftigt, einem Paar felligen Schweinen in ihrem Element zuzusehen (sie buddelten im Schlamm nach Essbarem), da näherte sich uns eine Frau mittleren Alters, gefolgt von ihrem brav daher-trottenden, betagten Border Collie Mix. Dieser machte zwar einen absolut liebenswürdigen und sanftmütigen Eindruck, sein Erscheinundbild wurde allerdings von einem Maulkorb gertübt, welcher ihn verdächtig aussehen lies. Dies sei der arme Hund aber keineswegs, erfuhren wir von seiner Besitzerin. Der Maulkorb sei lediglich angebracht worden, damit er nicht auf irgendwelchen Steinen herumkaut (das machen manche Hunde recht gerne, auf Kosten ihrer Zähne). Wir unterhielten uns eine Weile lang über dies und das, fragten nach fotogenen Lokationen, sprachen über das Wetter, wie sich das in einer Konversation mit fremden Leuten gehört, und streichelten den alten Hund.
Die buddelnden Schweine nahmen wir auch auf. Es war recht beeindruckend, wie sie mit ihren Schnautzen den Boden durchpflügen konnten, als wäre es das normalste der Welt, mit der Nase ein Feld regelrecht umzugraben. Sie bedachten uns zuerst mit allerlei Desinteresse, dann schlich eines von ihnen in der Hoffnung auf etwas Fressbares zu uns, nur um sich dann enttäuscht an einem Pfosten zu kratzen.
Wir liefen weiter, und trafen kurz darauf auf unsere zweite Gesprächspartnerin. Auch in Begleitung ihres Hundes, fütterte sie einen Haufen Hühner. Ein Gespräch war schnell in Gang gekommen, und sie nahm uns mit zu einem weiteren Pferch in dem sich zwei elf Wochen alte Ferkel tummelten. Sie quiekten als wir uns mit dem Futter näherten. Jetzt erfuhren wir, dass man die Schweine tatsächlich dazu nutzt, Land zu bearbeiten. Nachdem die Schweine ein halbes Jahr mit ihren Schnauzen im Erdreich beschäftigt waren, kann ein Feld bepflanzt werden. Dünger liefern die Grabenden gleich mit. Wie praktisch.
von Gabi
Ich fragte nach, ob die Leute auf der Insel hier viele Früchte des Meeres sammeln, Muscheln, Schnecken und so. Wir kennen das aus der Bretagne, wo jeder sofort loszieht, sobald die Ebbe das Land frei gibt. Hier wäre es tatsächlich eher unüblich. Aber Angie, wie unsere Gespächspartnerin hies, ist hier aufgewachsen und sie kennt daher auch einige Tricks, wie man an Muscheln kommen kann. Letzte Woche war es möglich die großen Scheidemuscheln zu sammeln. Das geht nur bei Ebbetiefststand, ist also erst wieder Ende März möglich. Die Muscheln sind nicht einfach zu fangen. Ja doch, einfangen muß man sie. Angie erklärte, dass man nur kleine Ringe auf dem Sand sieht und die Muschel dann seitlich fest in den Sand drücken muß sonst flutscht die Muschel schnell nach unten in den Sand weg. Bekommt man sie dann zu fassen, zieht man sehr langsam, mehrere Minuten lang vorsichtig an der Muschel, wenn man das zu schnell macht hat man nur die Schale in der Hand und die Schnecke macht sich ohne ihr Haus aus dem Staub.
In der Touristeninfo hatte ich einen Zettel mit Infos über eine Austernfarm mitgenommen. Jetzt sprach mich Angie darauf an. Cool! Ihr Mann hat die Farm gegründet und der Schwiegersohn hat sie jetzt übernommen. Wir merkten schnell, dass es uns beiden Spaß machte zu quatschen, so verabredeten wir uns für den Abend.
Zusammen mit Gunter und Noah fuhr ich nochmal Richtung Glenbrittle. Wir hatten vor zu den Fairy Pools zu laufen, aber Amy hatte Schmerzen in der Wange und im Ohr, so vertagten wir das und erkundeten erstmal die Region. Den Wanderparkplatz fanden wir schnell. Es war schon spät und eigentlich zu dunkel, doch wir hatten Lust den Strand am Ende der Straße noch einmal zu besuchen. Hier hatte schon jemand den ganzen Müll am Zaun zusammengetragen. Die Muster des weissen und schwarzen Sandes waren genial, das Licht war es nicht.
Kaum waren wir daheim, liefen Esra und ich nochmal zu Angie, den Berg hinunter. Wir lernten Kenny kennen. Saßen etwas mehr als eine Stunde zusammen. Es ist sehr erstaunlich, was dieser Mann schon alles gemacht hat in seinem Leben :-) Und ganz aufregende Berufe: Fischer, Leuchtturmwärter (bei dem Leuchtturm, den wir letztens nicht fanden und der auch schon abgebaut ist!), Austernzüchter und Whisky Distiller bei Talisker. Beeindruckend, nicht wahr? Angies Mutter war die erste weibliche Leuchtturmwärterin! Im Dunkeln liefen wir wieder heim. Am Montag werden wir die Austernfarm von Kenny ansehen! Da freuen wir uns schon sehr darauf.