Morgens war das Womo durch den stetigen Wind ziemlich durchgekühlt, wir hatten aber ruhig schlafen können. Ich war wie immer sehr früh wach, wollte natürlich mit dem Fotoapparat losziehen, denn morgens würde die Sonne auf den Klippen liegen. Doch es hatte geregnet, das nasse Gras am so steilen Abhang machte mir Angst, da traute ich mich nicht und blieb liegen. Doch gegen 8:00 Uhr krochen wir doch aus den warmen Betten ins eiskalte Mobil. Wir hatten keinen Campingplatz, also keinen Strom, also war es kalt. Es ist zwar Sommer aber saukalt! Beim Aufstehen fiel uns ein Lieferwagen mit jungen Leuten auf, die Ausrüstung in zahlreiche und sehr große Rucksäcke packten. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass es Vogelforscher waren. Heute würden sie Vögel mit kleinen Sendern versehen um ihr Verhalten nachvollziehen zu können. Da die Gewässer vor Schottland sehr flach seien, würde sich die Klimaveränderung hier sehr schnell auswirken. Gerne hätte ich das Einfangen und die Arbeit an den Vögeln fotografiert. Doch das war nicht möglich, weil die Methode wegen evtl Nachahmern nicht bekannt werden darf! Wenn man in der Nähe einer Alkenkolonie einen Fehler macht und die Tiere stört, kann der Nachwuchs der ganzen Kolonie gefährdet werden. Diese kleinen Vögel bauen ja keine Nester, legen die Eier auf den blanken Fels. Wird der Vogel nervös, fällt das Ei die Klippen hinuter.
Wir machten uns nach dem Frühstück ebenfalls auf in die Klippen und entdeckten tatsächlich einen Papageitaucher auf unserer Fototour. Die anderen Alken brüteten für gute Fotos zu weit in den Klippen, so fotografierten wir sie nicht.
Womotour entlang der Ostküste Schottlands. Küstenlandschaften und Leuchttürme.
In einem touristischen Prospekt hatten wir ein Bild von den Steinbögen bei Buchan gesehen, da wollten wir nun hin. Ein wenig frequentierter Parkplatz bot gute Haltegelegenheit, und schon wenige Meter weiter waren wir auf den Klippen. Steile Landzungen ragten ins Meer, wölbten sich über Durchbrüche, der Pfad folgte nah am Klippenrand. Tausende von Seevögeln bevölkerten die Felsen, und sorgten für eine adäquate Geräuschkulisse. Der Wind wehte wieder eiskalt, aber Sonnenschein und weiße Wolken zauberten hinter jeder Biegung eine neue fantastische Aussicht vor uns hin. Vor allem die zahlreichen rot, rosa und lila Blumen faszinierten uns.
Ich wollte endlich mal langsamer machen, so überredete ich Gunter doch noch eine Nacht zu bleiben. Ken, der Platzwart, verlängerte ohne Probleme und schenkte uns wieder den Strom, sehr lieb von ihm. Die Feiertagssituation ist offensichtlich in Schottland nicht so angespannt wie weiter südlich in England. Doch der Campingplatz war schon sehr gut besucht, viele Familien waren mit kleinen Kindern unterwegs. Wir fanden es sehr interessant zu sehe, wieviel Kram so eine Familie im Kofferraum hat, wenn ein Familienzelt gecampt wird. Stundenlang wurde geräumt und aufgebaut. Und das für zwei, drei Tage, dann den ganzem Krempel wieder einpacken.
Im Ort war eine Art Jahrmarkt, auf dem sich die örtliche Gewerbe präsentierte. Wir schlenderten über den Marktplatz, überall gab es Lose und vor allem alkohlische Getränke waren als Gewinne zu haben.
Danach stand die lange Wanderung zur Schlossruine auf dem Plan. Dummerweise war der Küstenpfad wegen Bauarbeiten gesperrt, so mussten wir unter Gemurre der Kids auch noch eine große Umleitung über Asphaltstraßen laufen. Es ist zur Zeit gar nicht einfach die richtige Kleidung zu finden, die Sonne scheint schön warm, doch der Wind ist bissig kalt. Kaum läuft man etwas windgeschützt schwitzt man heftig, zeiht was aus, dann die nächste Biegung und wieder der eiskalte Wind und wieder anziehen. So ging es mir die letzten Tage, entweder freiere ich oder ich schwitze. Nach über einer Stunde im kalten Nordwind kamen wir zum Besuchszeitende an der Schlossruine an. Das hatte sein Gutes, weil sich jetzt die Touristenmassen stark verdünnten. Als wir näher an die Ruine kamen blieb uns nur noch das Staunen! Wie genial sieht das denn aus! Einfach klasse!!
Lange vor dem Wecker bin ich morgens schon wach. Wenn die Sonne hinten auf das Mobil scheint wird es sehr schnell sehr warm. Das ist praktisch, denn das Licht war richtig schön, die Fototour früh um 6:00 Uhr tat richtig gut. Gunter war sogar mitgekommen. Der Strand war weit, die Wellen leuchteten im Gegenlicht, ein Flüßchen fand den Weg zum Meer und nicht nur da hin, sondern auch zu meinen Socken. Demnächst werde ich mir mal gute Gummistiefel gönnen:-)
Nachdem wir dann die allmorgendliche Prozedur mit Aufstehen, Umbauen, Frühstück, Waschen und Rommee-spielen mit den drei Teenagern hinter uns gebracht hatten, fuhren wir rüber nach Ferryden und liefen zusammen zum Leuchtturm. Es war schon kurz vor Mittag, etwas spät für einen Morgentee, und leider war auch niemand zuhause, als wir anklopften. So nutzten wir die Gunst der Stunde und erkundeten die Strandfelsen hinter dem Leuchtturm. Gabi entdeckte einen jungen Geologen, der Thunderbolts aus dem umgebenden Lavagestein herausschlug. Thunderbolts sind rundliche Quarzkristalle, die sich in erstarrten Blasenkammern in der Lava gebildet haben. Auf dem Rückweg trafen wir doch noch Theresa an und erzählten ein wenig. Erstaunlich war, dass das schottische Leuchtturmboard das Leuchtturmwärterhäuschen ungefähr im Jahr 1990 für nur 28000 £ verkauft hatte. Unglaublich billig für englische Verhältnisse, allerdings ziemlich renovierungsbedürftig. Theresa und David waren die zweiten Besitzer, da kostete das Häuschen schon etwas über 60 000 £, jetzt ist es richtig renoviert und wahrscheinlich wesentlich teuerer. So eine Immobilie wäre sicher eine sehr gute Geldanlage.
Im strömenden Regen machten die Farne Islands keinen Sinn. Auch hatten wir erfahren, dass die Campingplätze in Northumberland über die Feiertage ausgebucht seien. Bis auf den letzten Platz. Da haben wir leider wirklich eine kritische Zeit erwischt. Gut, wir hätten vorbuchen können. Doch was, wenn man einen Platz erwischt, wo man nur zwischen den Hecken sitzt? Nun, es ist ja nicht wirklich schlimm, vor allem die Jungs wollten sowieso nach Schottland, da macht es Sinn, möglichst flott gen Norden zu ziehen, damit es sich auch lohnt. Meine anstrengende Campingplatz Planung bezgl Cornwall und Wales war also evtl überflüssig, es sei denn, wir fahren auf dem Rückweg vorbei? Doch GB ist ziemlich groß und die Autobahnen – hier Motorways – so seltsam gelegt, dass man immer irgendwie durch die unendlichen Kreisel der Städte fahren muß! Meist hören die Motorways kurz vor einer Stadt auf anstatt außen herum zu führen! Kurz: wir kommen natürlich wesentlich langsamer vorran als es uns lieb wäre:-)
In Montrose waren wir vor drei Jahren schon mal und der Platz hatte uns auch wegen des netten Campingplatz Besitzers gut gefallen. Außerdem gibt es an der Flußmündung einen Leuchtturm, den wir damals nur von der Ferne aus fotografiert hatten, jetzt wollten wir auch hinwandern. Erst mal schauen, ob wir durch die engen Gassen passen würden. Wir paßten:-) Auch, wenn vorher überall gewarnt wurden, dass lange Fahrzeuge nicht weden könnten. Gunter wollte natürlich mal wieder bis zum Ende fahren, meinte nur: „Fahr doch, da ist eine Gasse, da passen wir durch!“ Ich fuhr nicht sondern parkte und erkundete den Weg zu Fuß. Esra lachte, denn es war ein ausgetretener Fußweg, definitiv nicht mal für ein Fahrrad geeignet. Also liefen wir zum Leuchtturm, das Wetter war ganz nett, nicht nass aber auch nicht wirklich sonnig. Es war schön, von oben herab auf das Meer und die Flußmündung zu schauen. Die Fabrik direkt an der Ecke störte etwas, da sah sogar der industrielle Hafen schöner aus. Ich dachte, dass ich Delfine springen sah, aber nur einmal und da war ich mir nicht wirklich sicher gewesen. Auf dem Rückweg sahen wir die Tümmeler dann sehr nah nach Fischen jagen. Es war auch ein Jungtier dabei und teilweise sprangen sie auch durch die Luft. Wie toll das war! Ein Ornitologe lief mit dem Fernglas um den Hals hinter uns her. Er hatte die Delfine nicht gesehen und freute sich, als wir ihn darauf hinwiesen. Schon wieder waren wir direkt in ein sehr informatives Gespräch vertieft. Wir erfuhren viel über die Vogelwelt im Montrose Becken und auch über die Familie Stevenson, die an der schottischen Küste zahlreiche Leuchttürme errichtet hat.
Ich war etwas nevös, weil wir noch keinen festen Platz auf dem Campingplatz hatten und wir ja nicht wußten, ob es jetzt in Schottland auch so voll sein würde, wie im Süden. Wir hatten Glück, kamen ohne Probleme auf den Platz und auch für morgen, den beginnenden Feiertagen wären noch Plätze – hier sagt man „pitches“ – frei.