Wieder lachte die Sonne, wir sprangen aus dem Mobil ans klare Wasser des Fjords. Die Jungs banden die GoPro an unseren Besenstiel und filmten die Unterwasserwelt. Das dauerte nicht lange und schon warfen sie größere Steine mit kräftigem Platschen ins Wasser. Am Notebook betrachteten wir die GoPro-Filme. Wir waren begeistert. Die hohe Auflösung und die Möglichkeit, das Ganze auch in Zeitlupe anzusehen, ist beeindruckend. Leider schafften wir es bis jetzt nicht, die Filme hochzuladen. Dazu fehlt uns momentan die schnelle Internetanbindung. Also irgendwann später!
Besuch bei unserer treusten Kommentatorin Ricarda
Mittags waren wir mit Ricarda verabredet. Ricarda schreibt seit ein paar Jahren fleißig Kommentare in unserem Blog. Sie ist mit dafür verantwortlich, dass ich mich auch in müden Momenten aufraffe, meinen Bericht noch zu schreiben, wofür ich ihr sehr dankbar bin! Jetzt freute ich mich darauf, sie persönlich kennen zu lernen. Ricarda holte uns an der lokalen Tankstelle ab und lotste uns zu ihrem Haus im Grünen.
Claudia, Ricardas Nichte, war auch gerade zu Besuch. Wir parkten unsere eckige Kiste im Garten, saßen anschließend zusammen und bekamen leckeren Fisch serviert. Danke Ricarda und Familie für die Gastfreundschaft und die angeregte Unterhaltung!
Für mich sind Ricarda und Michael die „perfekte Auswanderer Familie“. Die Entscheidung, nach Norwegen zu ziehen, war gut durchdacht. Für die beiden Söhne war es genau der richtige Zeitpunkt, einfach in die norwegische Schule einzusteigen. Ricarda und Michael waren so diszipliniert, Norwegisch schon in Deutschland zu erlernen, von da aus auch Arbeit und ein Haus zu suchen und dann erst nach Norden zu ziehen!
Esra beim Essen
Norwegen als Auswanderungsland
Doch warum ist Norwegen gerade bei Deutschen ein so beliebtes Auswandererland? In Deutschland wird das Leben immer stressiger. Auf der Arbeit wird mehr und mehr verlangt, oft bei weniger Gehalt, und das Gespenst der Arbeitslosigkeit schwebt über allem.
Entspannte Angestellte arbeiten effektiver, denken sich die Norweger. Michael musste sich erstmal daran gewöhnen, etwas stressfreier zu arbeiten. Wir hörten Ähnliches auch von anderen Auswanderern, die wir getroffen haben. Ein weiteres gutes Argument ist die großzügige Bezahlung der Arbeit. Während man sich in anderen Ländern gewaltig abmühen muss, geradeso die Lebenskosten zu verdienen, ist es in Norwegen mit einem Job leicht zu bewältigen. Und die Freizeit verbringt man dort, wo andere Menschen Urlaub machen. Es ist einfach traumhaft in Norwegen. Die Schärenküste im südlichen Landeteil sieht für mich fast aus wie eine Spielzeuglandschaft. Die roten und weissen Häuser zwischen den Felsen und in den Fjorden, klares blaues Wasser, und all die Boote dazwischen.
Die Reicherts und Papsts, mit Claudia aber ohne Florian – ja und ohne Gunter, der hat das Foto gemacht
Bei Ricarda ging das Internet-Drama weiter. Gunter schaffte es, den englischen Internet-Stick freizuschalten und aktiv zu setzen. Jetzt fehlte nur noch das Geld zum Surfen. Dummerweise verweigerte das System die Bezahlung mit ausländischen Kreditkarten. Ricarda half uns mit ihrer norwegischen Karte aus. Eigentlich sollte es jetzt funktionieren, aber irgendwas verhindert immer noch die Verbindung. Nicht bei Ricarda, nicht etwa eine Stunde weiter östlich und nicht 120 km nördlich von Olso. Hmm, mal sehen, ob wir es irgendwann schaffen werden…
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/08/MG_0302.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-08-25 00:00:502019-07-22 19:14:23Besuch bei Ricarda in Südnorwegen
Es fiel uns nicht leicht, Lindesness zu verlassen – denn Lindesness ist einer dieser ganz besonderen magischen Orte. Doch wir brauchten eine Sim Karte für’s Telefon und eine Möglichkeit für’s Internet.
Spielerei mit dem Vollmond – Foto von Alex
Im Kristiansand kauften wir in einem Einkaufszentrum, welches wir mit Ricardas Hilfe sehr schnell fanden, einen Internetstick. Bisher bietet nur NetCom einen PrePaid Tarif an. Aber sebst da gibt es verschiedene Angebote. Eigentlich suchten wir den für 299 NOK für eine Woche 1GB. Doch der Laden bot nur einen für 399 NOK an. Wir kauften ihn, und testeten sofort. Aus Erfahrung wissen wir, dass die Technik nicht immer auf Anhieb funktioniert. Leider behielten wir Recht. Wir steckten den Stick ein, installierten, stellten die Internetverbindung her und NICHTS passierte. Im Laden wurden wir von hier nach da geschickt, warteten, probierten aus, erklärten. Nein, auch die Leute dort fanden das Problem nicht. Stunde um Stunde verging. Wir sollten einen Wifi Verstärker kaufen um das Internet auf den Computer zu bringen. Doch 1500 NOK waren und zu viel. Wir gaben schließlich auf und das Gerät zurück, auch dafür warteten wir wieder mindestens eine Stunde.
In einem kleineren Laden waren alle NetCom Sticks ausverkauft, doch wir bekamen eine SimKarte, die wir allerdings nur zum Laufen bringen würden, wenn wir Internet hätten :-)
Die Internet Geschichte ist leider noch nicht abgeschlossen, doch für diesen Tag hatten wir die Nase voll.
Fünf Stunden hatte es gedauert, wir waren so hungrig und genervt.
Wir kauften schnell noch Brot und Käse ein, futterten direkt alles weg und fuhren dann aus der Stadt raus, um einen Platz für die Nacht zu suchen. An einem ruhigen Fjord, der Mond stand groß und strahlend über dem Wasser, liesen wir den Abend ausklingen.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/08/MG_0008.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-08-24 16:27:262017-10-01 11:22:52Internetzugang für Reisende
Morgens luden wir unsere belgischen Rastplatz-Nachbarn zu einem Kaffee ein. Vater und Sohn hatten in ihrem kleinen PKW geschlafen und auch sie sahen ziemlich übernächtigt aus. Die beiden waren nachts um 4:00 Uhr nach über 30 Stunden Fahrt mit dem Cargoschiff angekommen.
Trotz Regenwetter entschieden wir uns, nach Lindesnes, dem südlichsten Festlandleuchtturm Norwegens zu fahren. Wir wissen, dass das Wetter an der Küste schnell wechseln kann, und hofften inständig darauf. Bereits auf der kurvigen Fahrt auf den engen Strassen sahen wir kleine Stückchen blauen Himmels. Am Leuchtturm angekommen schien die Sonne! Auf den Parkplatz angekommen sah ich mächtige Wellen im gleißenden Sonnenlicht auf die Felsen zurollen!
Lindesnes Leuchtturm
Lindesnes ist der einzige Leuchtturm, der auch nach der Automatisierung noch einen richtigen Leuchtturmwärter hat. Wir fanden Rolf Dybvik in der kleinen Galerie, wo er seine Aquarelle ausstellt. Die meisten seiner Bilder zeigen den Leuchtturm, den er seit 40 Jahren – fast sein ganzes Berufsleben lang, betreut. Lindesnes ist nicht nur der einzige Leuchtturm mit Wärter, er ist auch der einzige mit intaktem Nebelhorn. Rolf war sich nicht sicher, ob es der einzige in Norwegen, oder gar weltweit ist. An einem Wochenende im Juli ist Nebelhorntag, da können Touristen dem Nebelhorn lauschen – naja, sie versuchen eher, mit den Händen an die Ohren gepresst, ihre eignenen Gedanken noch zu hören.
Lindesnes Leuchtturm, Norwegen
Amy und Noah, Lindesnes Leuchtturm
Lindesnes Leuchtturm
Rolf Dybvik, der Leuchtturmwärter
Was macht ein Leuchtturmwärter heute
Im Jahr 1979 wurde der Leuchtturm automatisiert, seither änderte sich die Arbeit für Rolf. Er betreut jetzt die Wetterstation, die Ferienwohnungen, er ist Hausmeister und ist für die Technik des ganzen Komplexes verantwortlich. Der braungebrannte, wettergegerbte, Leuchtturmwärter kümmert sich auch um Probleme in Restaurant Fyrgryta. Das Telefon klingelt und er muss los, um die dortige Kühltruhe zu reparieren.
Wir erklimmen die Treppen zum Leuchtturm auf dem Hügel, der Wind bläst kräftig, wild und böig. Kein Wunder, dass sich die gestrige Fährfahrt so ruppig angefühlt hatte. Das Meer glich einem überkochenden Wassertopf. Es machte trotzdem Spaß zu fotografieren, auch wenn Langzeitbelichtungen sehr schwierig waren, der Sturm zerrte heftigst an den Stativen.
Taucher
Am Hafenanleger trafen wir eine Familie aus den Niederlanden. Sie kamen gerade von einer Tauchtour zurück, die Fotoausrüstung und Tauchutensilien lagen zum Trocknen auf dem Steg. Innerhalb weniger Minuten waren wir in ein intensives Gespräch vertieft. Wir teilen die Begeisterung für die Unterwasserwelt, auch, wenn ich nur „trockene Unterwasserfotografie“ betreibe! Mit strahlenden Augen betrachtete ich die Ausbeute an Unterwasserfotos, die die beiden Männer zurückgebracht hatten.
Taucher aus den Niederlanden
Gegen Nachmittag saßen wir zusammen mit Rolf im Restaurant, um noch mehr über den Leuchtturm und Rolfs interessantes Leben zu erfahren. Das Essen, Klippfisk, also Trockenfisch von den Lofoten, war vorzüglich. Gunters Augen und die der Jungs strahlten.
Kein „Tanz auf Rosen“
Rolf bemerkte, dass der Beruf des Leuchtturmwärters kein „Tanz auf den Rosen“ sei, wie viele Touristen denken. Der Job ist anspruchsvoll und vor allem 24/7. Rolf wohnt während der zwei Wochen ständiger Bereitschaft im Leuchtturmwärterhaus, dann ist er wieder für zwei Wochen daheim. Der Arbeitstag wird vom Wetter bestimmt, ist es zu stürmisch und nass, dann werden Wartungsarbeiten im Inneren gemacht. Sobald das Wetter wieder besser ist, arbeitet er im Freien. Dieses Leben führt zwangsläufig dazu, Ehrfurcht für die Natur zu empfinden. Rolf liebt das Meer so sehr, dass er während der Arbeit in Lindesnes vor Begeisterung kaum Schlaf findet. Irgendwie kann ich das gut nachvollziehen. Mir geht es ganz genauso, wenn wir am Meer unterwegs sind.
Früher war das Leben als Leuchtturmwärter wesentlich einsamer. Heutzutage werden die Häuschen der ehemaligen Assistenen des Wärters an Touristen vermietet, das bringt Abwechslung in den Alltag. Rolf ist sich sicher, dass die Umgebung nicht nur ihn positiv beeinflusst, fast alle Besucher sind freundlicht und guter Laune. Einzig, wenn es richtig stürmisch ist, findet er seinen Job sehr hart. Es passiert schon hin und wieder, dass Touristen das Meer und dessen Gewalt falsch einschätzen. Windgeschützt laufen die Leute den Hügel hoch, sie rechnen nicht mit hohen Wellen auf der Meerseite. So erzählte er traurig von den stressigen Zeiten, wenn unachtsame Touristen ins Meer gespült wurden. Manchmal gelingt die Rettung, doch leider nicht immer.
Rolf zeigt uns stolz seine Werkstatt – hunderte von Werkzeugen hingen in Reih und Glied, sauber und gut sortiert. Hier bearbeitet er alle Materialien von Holz bis zu Metall.
Gleich nebenan befindet sich sein Atelier – auf der Tür prangt das lebensgroße Portrait eines einbeinigen, bärtigen Leuchtturmwärters. Das hunderte Jahre alte Holzbein hängt an der Wand. Es wurde eines Tages am Strand angespült, nachdem der dazugehörende Wärter verschwand und nie wieder gesehen wurde. Doch sein Geist hatte Rolf besucht, und er trägt nun diese Geschichte in die Welt.
Das Holzbein
Rolf in der Werkstatt
Rolf mit seinen Blumen
Leuchtturmfotografie bei Tag und Nacht
Die nächsten beiden Tage waren der Fotografie vorbehalten. Tag und Nacht waren wir auf den Beinen. Reisefotografie- und Journalismus können auch ein sehr interessanter 24/7 Job sein:-)
Neben uns strand eine österreichische Familie mit ihrem VW Bus, wir schwätzten, wenn das Licht eher uninteressant war, und zwischendurch wanderten wir entlang der Küste nach Westen oder Osten. Südlicher geht es ja nicht.
Die Wellen knallten westlich des Leuchtturms am heftigsten an die Felsen. Ich mußte eine anstrengende Klettertour unternehmen, um die Wellen dramatisch auf die Speicherkarte zu bannen. Etwas mulmig war mir das schon, denn ich war allein unterwegs und es war gerade der Jahrestag meines Beinbruchs auf den Lofoten.
Am Abend liefen wir mit Alex den Hügel hinauf, dem wir eine ernsthafte Einführung in die Fotografie geben wollten. Das Licht war lange nicht mehr so dramatisch wie am ersten Abend, wo sich Regen und Sonne abwechselten und grandiose Lichtstimmungen im Sturm zauberten. Trotzdem gelangen uns einige klassische Abendstimmungen.
Zurück sicherte ich die Fotos doppelt auf Festplatten nur um direkt danach wieder loszuziehen. Die fast sternklare Nacht war ein ergreifendes Erlebnis. Die Wolken zogen rasant am Himmel dahin, verdeckten zeitweise den vollen Mond und gewährten ihm hie und da auch sein Licht über die Meereslandschaft zu ergießen. Der Leuchtturm sendet einen mehrteiligen eigenartig schmalen und recht gemächlichen Lichtstrahl über das Meer und die davorliegenden Felsen. Immer wieder hatte ich den Eindruck, es liefe jemand über die Felsen, es war nur der vorübergleitende Strahl des Turmfeuers. Wir waren allein in der Nacht.
Regen und Sonne am Lindesnes Leuchtturm
Wellen am morgen, Lindesnes
Lindesnes Leuchtturm
glückliche Gabi (Danke an Gabi M. für die Mütze!)
Nach 2:00 Uhr krochen wir müde, aber zufrieden ins Bett. Mein Wecker klingelte mich um kurz nach 6:00 Uhr wieder raus, damit ich das weiche Morgenlicht nicht verpasste. Noch müde kletterte ich vorsichtig über die Felsen zum Wasser hinunter, um einen dynamischen Blick auf den Hügel mit dem Leuchtturm zu erhaschen. Ich machte den Fehler mich hinterher wieder ins Bett zu legen. Träumte nur sehr wirres Zeug und wachte gerädert auf. Diese zwei Stunden mühsamen Schlaf hätte ich mir ersparen können.
Am Spätvormittag war es völlig windstill. Hundertausende kleiner Saugbiester nutzten das aus, um unser Blut zu saugen. Wir verzichteten deshalb weise auf längere Gespräche im Freien. Ein schwacher Wind reichte schon aus, die Plagegeister wieder zu vertreiben.
Ich hatte gar nicht viel geschlafen, wurde trotzdem ohne Wecker wach als mir schon fast die Sonne in Gesicht schien. Da dauerte keine Minute und ich war in den Klamotten und vor der Tür. Es war kurz nach 6:00 Uhr und der Tag würde ein langer werden….
Fotografische Arbeit mit dem Tilt/Shift Objektiv am frühen Morgen – Leuchtturm Hirtshals
Nach einem regnerischen Tag ist Sonnenschein frühmorgens umso schöner. Ich genoss die ruhige fotografische Arbeit.
Für diese Reise hatte ich mir vorgenommen, mich endlich in das Tilt/Shift Objektiv einzuarbeiten. Ich hatte letztens das Buch von Rainer Mirau dazu gelesen, brauche aber dringend praktische Erfahrung mit der Linse. Beim Leuchtturm Rubjerg Knude hatte ich es im Sturm bereits ausprobiert. Es ist super scharf und es hat den Vorteil, dass ich weniger, dafür bedachter fotografiere, weil ich Schärfe und Belichtungszeit per Hand einstellen muss.
Ich denke, dass es mir daheim die Nacharbeit am Computer erleichtern wird. Außerdem ist es immer gut, von einer gewohnten Routine abzuweichen.
Die Bunker rund um den Leuchtturm von Hirtshals waren geöffnet, so informierten wir uns und lasen alle Informationstafeln. Esra und ich besichtigten den Leuchtturm und nutzten die Gelegenheit, die GoPro weiter zu testen. Da wir nicht die Actiontypen sind, müssen wir uns für das Gerät was Interessantes ausdenken. Was können wir aus diesem kleinen Ding an Kreativität und vor allem Spaß wohl herausholen?
Da die Sonne strahlte, fuhren wir nach dem Entleeren der Toilette – kostenlos an der Tankstelle östlich von Hirtshals – nach Rubjerg Knude zurück. Jetzt sah die Düne völlig verwandelt aus: überall Fussspuren im nassen, klebrigen und gar nicht mehr rieselfreudigen Sand. Es sah nicht wirklich besser aus! So ist das halt! Zwar war das Wetter nun heiter, aber der Sand zertrampelt. Es gab keinen Zentimeter Düne ohne Spuren. Wir hinterließen dann auch noch welche.
Hüpften, rannten und genossen den riesigen Sandspielplatz. Wir redeten mit anderen Reisenden, und fotografierten weniger als am Tag zuvor. Weiches Abendlicht präsentierte die Sonne leider wieder nicht. Wie gestern verschwand sie in einer Wolkenwand bevor es interessant hätte werden können. Wir warteten nicht ab, bis die Beleuchtung des Turms angeschaltet wurde, sondern gingen früher zurück zum Mobil.
Infos zur Düne am Rhubjer Knude
Im Norden Jütlands wandert die größte Düne Europas an der Küste von Rubjerg herum. Auf dem 50 m hohen eiszeitlichen Küstenablagerungen liegt nochmal über 20 m Flugsand, die höchste Erhebung ragt 100 m über den Meeresspiegel. Im Jahr 1900 baute man hinter der damals nur 3 m hohen Dünen einen Leuchtturm mit vier Wärterhäuschen, dessen Feuer anfangs mit Gas, ab 1906 mit Petroleum und von 1934 an elektrisch betrieben wurde. Die Probleme mit dem Sand begannen schon einige Jahre nach der Einweihung. Der Wind blies riesige Sandmassen die Steilküste herauf und die Düne vor dem Leuchtturm wuchs unaufhörlich. Zeitweise wurde versucht, den Sand mit LKWs abzufahren, ein vergebliches Unterfangen. Schließlich war der Leuchtturm von einer 50 m hohen Düne vom Meer abgeschnitten. Notgedrungen musste man ihn 1968 abschalten. Weitere Versuche, das Dünenwachstum aufzuhalten, scheiterten. Die Anpflanzung von Standhafer und der Versuch, die Sandwanderung mit Kiefernzweigwällen zu bremsen, ließen die Düne nur noch mehr wachsen. So taten die dänischen Offiziellen das einzig Vernünftige und erklärten den Sandhaufen zum Naturschutzgebiet. Zur Zeit wandert die knapp 2 km lange und 400 m breite Düne Richtung Nordosten und wird langsam flacher. Der Leuchtturm liegt wieder frei am Meer, die Wanderdüne ist daran vorbeigezogen, und die Backsteine der ehemaligen Wärterhäuschen liegen weit verstreut um den Turm herum. Touristen bauen daraus kleine Türme und Mauern, deren Kinder legen damit ihre Namen in den Sand. Lange wird dieser Zustand leider nicht anhalten. Die ständige Erosion durch Wind und Wasser untergräbt die Steilküste und nimmt dem Leuchtturm das Fundament. Irgendwann wird er sich dem Meer entgegenneigen und sich von der Welt verabschieden.
Hirtshals und Warten auf die Fähre
Auf dem Weg nach Hirtshals starteten wir ein neues Hörbuch: Herr aller Dinge von Andreas Eschbach. Im örtlichen Supermarkt kauften wir noch schnell ein: Brote, Obst und Lakritz. Dann stellten wir uns für die Fähre an. Und was war das für ein Chaos. Die Autoschlange vor dem Check-In bei Fjordline war lang. Immer wieder überholten uns Autos, andere parkten gemütlich in der Reihe, die Insassen gingen spazieren. Seltsam. Sollen wir jetzt reinfahren oder nicht? Esra lief nach vorne, um die Lage zu checken. Er kam schulterzuckend zurück. Schlauer waren wir nicht. Also sprang ich aus dem Mobil und fragte mich durch, was Esra nicht getan hatte. Wer will denn wo hin? Warten oder nicht warten?
Es stellte sich heraus, dass die Leute, die nach Stavanger wollten, zuerst einchecken mussten, die, die nach Kristiansand wollten, erst danach. Nur gaben die Hinweistafeln über dem Terminal keinerlei Hinweise preis. Um uns herum standen greifbar viele Fragezeichen in der Luft. Keiner wußte wohin und wann? Etwa 1,5 Stunden vor der geplanten Abfahrt fuhr ich auch einfach vor. Da leuchtete über den Schaltern in grellen orangenen Lettern der Name KRISTIANSAND auf. Warum erst jetzt?
Fährchaos
Wir wurden in Reihe 1 geschickt und warteten weiterhin. Neben uns in Reihe 2 stand ein erschöpft dreinschauendes älteres norwegisches Ehepaar. Ich lud die beiden zum Tee ein, meine Kanne war noch voll. Wir kamen ins Gespräch. Die beiden wollten nach Stavanger, das wunderte mich doch, denn standen wir nicht in der Schlange für Kristiansand? Nach dem Tee lief ich zu den Mobilen vor uns und erkundigte mich, ob die auch nach Stavanger wollten. Ob wir vielleicht im Chaos in die falsche Reihe gefahren wären? Nein, wir waren richtig, das müde Ehepaar war es nicht. Ich schickte die beiden schnell zu einem der Angestellten der Fährgesellschaft, denn die Fähre nach Stavanger war bereits dabei, die Luken zu schließen. Die beiden schafften es gerade noch so in buchstäblich letzter Sekunde.
Reihe 1 war für die extra hohen Fahrzeuge. Und wir waren die höchsten, die es gab. Keine Lastwagen, nur PKW und ein paar Wohnmobile. Das Chaos ging hier weiter. So kurzweilig war bisher keine unserer wahrlich zahlreichen Fährfahrten gewesen. Es gab offensichtlich zu wenige Angestellte. Die wenigen, die da waren, schafften es einfach nicht, die Autos in Zaum zu halten. Nun, vielleicht nahmen die Reisenden die Fähre auch nicht als solche wahr. Sie war sehr flach und klein, und sah ziemlich unscheinbar aus. Fast, wie ein flaches Gebäude des Hafengeländes. Noch fuhren die Autos von der Fähre hinunter, da wurden auf der zweiten Spur bereits Fahrzeuge eingeladen. Wir lachten herzlich, als ein Auto auf die Fähre zufuhr, dann weg lenkte und Richtung abfahrender Stavanger-Fähre davonschoss. Einer der Männer mit den neonleuchtenden Westen rannte wie der Blitz hinter her, um den Irrläufer wieder einzufangen.
Nachts rückwärts auf die enge Fähre
Ja, und dann verging mir das Lachen schnell wieder. Wir mußten rückwärts einparken, weil wir über drei Meter hoch waren. In der Dunkelheit eine Rampe rückwärts hochfahren war nicht das, was ich nach einem langen Tag machen wollte. Und eng war es noch dazu. Wir passten gerade so hinein in den dunklen Bauch des Schiffes.
Den Ausgang fanden wir mangels Beschilderung fast nicht. Nach etwas Herumgeirre konnten wir endlich unsere Sitzplätze einnehm. Gunter hatte die Spielkarten nicht mitgenommen und ich hatte kein Buch dabei. Naja, die anderen hörten alsbald auf, zu lesen. Die schnelle Fähre, ein Katamaran, hüpfte auf den Wellen und die Fahrt war extrem ruppig. Nach kurzer Zeit roch es überall nach Erbrochenem. Wir torkelten wie betrunken zum Shop und gönnten uns eine Flasche zollfreien Whisky – vielleicht würden wir die in den kalten Lofotennächten noch gut brauchen können. Amy war irgendwann ganz blass, Gunter wurde richtig grün um die Nase, wir schafften es aber alle, die Fahrt ohne Kotzbeutelnutzung zu überstehen.
Völlig geschlaucht kamen wir gegen 2:00 Uhr nachts in Kristiansand an. Ich hatte gelesen, dass man im Hafen übernachten könne. Aber, wir waren schneller aus der Stadt raus, als es mir lieb war. Kein Platz weit und breit. Dafür eine Baustelle nach der anderen. Wir fuhren müde und mit durchgeschüttelten Mägen im strömenden Regen durch das stockdunkle südliche Norwegen. Nach etwa 30 Minuten hielten wir am Straßenrand auf einem Rastplatz, bauten hurtig das Bett um und fielen direkt in einen tiefen Schlaf. Ich war seit 6:00 Uhr auf den Beinen gewesen. Ruhig war diese Nacht nicht, der Verkehr war laut, die nebenan parkenden LKWs liessen immer wieder die Motoren warm laufen. Wir blieben trotzdem bis nach 10:00 Uhr liegen, denn es schüttete immer noch.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/08/MG_9075.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-08-19 23:47:422022-10-24 09:10:26Rubjerg Knude – der Leuchtturm in der Wanderdüne
Endlich sind wir auf dem Weg nach Skandinavien! Wenn es nach uns ginge, wären wir schon viel früher unterwegs gewesen, doch wie es sich bei jeder längeren Reise gehört, geht irgendetwas schief (gerne auch schon, bevor die Reise überhaupt erst angefangen hat). Zuerst hat sich mein Laptop in der Nacht vor dem geplanten Abfahrtstermin theatralisch verabschiedet und den Geist aufgegeben, und am folgenden Morgen trieb uns Gabis Kamera in den Wahnsinn, als ihr Sensor beim Säubern nicht sauberer, sondern schmutziger wurde. Als er nach der dritten Runde schließlich völlig eingesaut war, blieb uns nichts anderes übrig als einen Tagesausflug nach Mainz zu machen, wo wir die Kamera professionell putzen ließen und ich das Innere meines frisch geschlachteten Sparschweins für einen neuen Computer hinblätterte (glücklicherweise ermäßigte mir ein kleiner, kaum merklicher Kratzer den Preis um satte 70€, hehe).
Während wir so im Kamerageschäft standen, auf die Säuberung unserer Kamera warteten und mit dem Verkäufer laberten, sprang uns eine GoPro ins Auge. Wir liebäugelten schon seit einer halben Ewigkeit mit diesen kleinen, hochqualitativen Actioncams, und diese Gelegenheit schien uns gerade recht, eine solche zu unserer Ausrüstung zu gesellen. So war das ganze kaputte Equipment wenigstens für irgendetwas gut! Ich bastelte noch am selben Abend einen alten Fahrradhelm um (selbstverständlich mit viel Kordel, Klebeband und Gefluche), jetzt kann man sie auf dem Kopf herumtragen – macht euch auf ein paar interessante Videos gefasst, Leute!
Putzen in der Nacht
Als wir dann nach noch einem weiteren Trip nach Mainz endlich aus dem Tor rollten (wir mussten noch mal zum Media-Markt, Zubehör kaufen) fing es allerdings gleich wieder an mit den technischen Pannen! An der ersten Tankstelle fiel uns eine verräterische Pfütze unter dem Mobil auf, und bei näherer Inspektion stand die Wasserpumpe als Schuldige fest. Also durften wir nach nicht einmal 20km unseren ersten Servicestop einlegen. Der Nachmittag rieselte dahin, und es war bereits 6 Uhr abends, als wir endlich auf der Autobahn waren. Sonderlich weit kamen wir nicht an diesem Tag, aber immerhin … Moment mal Leute, was stinkt denn hier so nach Benzin?? Nachdem jeder mal seine Nase in die Luft gestreckt hatte, waren sich alle einig, dass der Duft seinen Ursprung im Kofferraum hatte, eine Minute später war die Klappe offen und unser Verdacht bestätigt – in einer der Kisten stand eine prall gefüllte Dose WD-40 … nur leider ohne Deckel, und nur leider in der unteren Kiste, was zur Folge hatte, dass aus der prall gefüllten Dose eine ziemlich leere Dose geworden war, und der komplette Schmieröl-Inhalt nun auf den anderen Sachen in der Kiste verteilt war. Wir hatten aber Glück im Unglück – es war kaum etwas besonders Empfindliches in der Kiste gewesen, ein paar Werkzeuge, Bauteile und dergleichen … nur ein ledernes Messerhalfter war übel in Mitleidenschat gezogen worden, jetzt stinkt es zehn Meilen gegen den Wind dass sich die Fußnägel kringeln, und es hat seine hübsche Leder-Farbe eingebüßt und ein ziemlich schwarzes Braun angenommen … mal sehen, was sich da jetzt machen lässt.
Unsere Laune hat all das zum Glück aber nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen, immerhin passiert so etwas auf jeder Reise, außerdem war gestern der 13. gewesen … nicht auszumalen was passiert wäre, wenn auch noch Freitag gewesen wäre! Naja, eigentlich sind wir gar nicht abergläubisch (das bringt Unglück!) aber es ist gut, wenn sich die Schuld auf etwas schieben lässt, haha. Jetzt hoffen wir mal, dass es das war mit den Pannen, wenigstens auf absehbare Zeit, und freuen uns auf Norwegen. Am Samstag geht die Fähre, bis dahin treiben wir uns noch in Norddeutschland und Dänemark herum.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/08/IMG_0949.jpg525700Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2013-08-14 21:23:322015-02-02 18:23:57Ein Reisestart mit vielen Pannen