Die selbsternannte Austernhauptstadt ist der ideale Ort, zum ersten Mal Austern zu schlürfen. Im Morgenlicht ist der Hafenleuchtturm sehr fotogen.
Grandes marées können in Saint Malo auch relativ unspektakulär sein, wenn der Wind nicht passt. Fotos der grandiosen Stimmungen bei hoher Flut.
Der Klosterberg Mont Saint Michel wird zweimal im Jahr bei Springflut, im Frühjahr und im Herbst, für einige Stunden zur Insel.Wir legten unsere Reise aus diesem Grund genau in diese Zeit.
Mont Saint Michel wird zur Insel
Mont Saint Michel ist 200 Kilometer von Honfleur entfernt. Vor acht Jahren waren wir zum letzten Mal am Klosterberg. Seither hat sich einiges getan. Seit 2015 gibt es keine Straße mehr zum Mont Saint Michel, ein neu errichteter Steg führt jetzt dahin, den nur Shuttlebusse befahren dürfen. Das Wohnmobil muss jetzt etwa vier Kilometer entfernt gegen eine Gebühr von 17,60 Euro geparkt werden, Übernachtung inklusive. Der Weg zum Shuttlebus ist vom Wohnmobilparkplatz fast genauso weit, wie vom Bus aus zum Klosterberg. Wir haben ja Fahrräder, da ist das kein Problem. Am 20. März ist der Koeffizient extrem hoch, so dass der Klosterberg bei Flut fast wieder zur Insel wird. Ein Eingang wird überflutet, der zweite Seiteneingang bleibt gerade noch zugänglich. Am nächsten Morgen wird die Flut es ganz schaffen und Mont Saint Michel komplett vom Festland abschneiden.
Die Hälfte der Strecke fahren wir mit dem Rad, auf dem Steg schieben wir. Zu Fuß können wir den Ausblick länger genießen. Der Klosterberg liegt gewaltig und unwirklich vor unseren Augen. Das Licht ist hier am Meer viel weicher und farbiger als bei uns zuhause. Für mich ist das ein Genuß.
Für die Fahrräder gibt es direkt am Mont Saint Michel keine Parkplätze. Wegen der hohen Flut werden heute alle Fahrzeuge, Baumaschinen, Baumaterial und ähnliche Sachen direkt vor den Mauern des Klosterbergs an den Felsen abgestellt. In einer Felsnische verstauen wir unsere Räder und betreten dem berühmten Touristenmagneten zu Fuß. Von der Krone der Festungsmauer aus beobachten wir, wie die Flut mit einer irren Geschwindigkeit in die weite Bucht hineinläuft. Bei hohem Koeffizienten kann sie bis zu 30 km/h schnell werden. Da versteht es sich von selbst, dass das keine tolle Zeit für Wattwanderungen ist. Die Region ist sowieso gefährlich, es gibt auch kaum auszumachende Stellen mit Treibsand. Wir stehen sicher, weit oben auf dem Klosterberg. Ich habe mit wesentlich mehr Besuchern gerechnet, weil eine Springflut nur zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst vorkommt, und nur dann der Klosterberg völlig vom Meer umgeben wieder zur Insel wird.
Die 20000 Schritte, die wir an dem Tag zurücklegen, zähle ich gern doppelt. Mindestens die Hälfte davon ging treppauf und treppab.
Die Mascaret Welle ist eine eher kleine, circa 50 Zentimeter hohe Welle, mit der die Flut zum Mont Saint Michel hereinkommt.
Ein Auto in der Flut
Einer der Bewohner hat sein Auto im Flutungsbereich geparkt. Na wenn das Mal gut geht. Dutzende Touristen halten ihre Handys in die Höhe und fotografieren das langsam im Wasser versinkende Fahrzeug. Ich überlege schon, wem ich Bescheid geben könnte. Die Touristeninfo ist bereits geschlossen. Das Wasser hat schon die Karosserie erreicht und läuft in den Auspuff. Da kommt plötzlich ein junger Mann aus dem Haupttor gestürmt, hüpft federnd durch das knöcheltiefe Wasser, reißt die Autotür auf und schmeißt sich auf den Fahrersitz. Zum Glück springt die Kiste noch an, und er fährt sie auf sicheren Boden. Die Schaulustigen applaudieren, der junge Mann nimmts mit Humor.
Radtour über Feldwege
Auf der Suche nach einer weiteren Perspektive holpern wir mit den Rädern einem kilometerlangen unbefestigten Deichweg entlang. Die Sonne hängt schon tief am Horizont, eine Wolkenbank droht, den Sonnenuntergang zu verhindern. Wir machen Tempo und kommen trotz der kühlen Luft ganz schön ins Schwitzen.Die Tour brachte letztendlich für die Fotos nichts, wohl aber für unsere Fitness.
Die blaue Stunde
Die blaue Stunde, die Zeit nach Sonnenuntergang, eignet sich generell für Fotos. Besonders beim Mont Saint Michel fällt mir jedoch auf, dass der Zeitrahmen für brauchbare Fotos auf nur wenige Minuten begrenzt ist. In der Nacht aufgenommene Fotos wirken nicht mehr, weil die Kontraste zu hoch sind.
Im stockdunklen radeln wir frierend zurück zum Mobil, die 15 Kilometer, die wir heute mit dem Rad zurückgelegt haben, zählen auch doppelt. Die Feldwegtour war ganz schön anstrengend. Die Nachtruhe auf dem Parkplatz wird nur von quakenden Fröschen unterbrochen, bei geschlossenem Fenster hören wir sie kaum.
Informationen zum Mont Saint Michel
Übrigens: Der Mont Saint Michel ist inklusive der Kirchenspitze mit dem Erzengel Michael 157 Meter hoch. Die ganze Anlage ist auf einen riesigen Granitblock erbaut. Es fing mit einer Kirche an, doch irgendwie konnten die Franzosen nicht aufhören immer weiter drum herum und höher zu bauen.
Als die Heiligenverehrung im 17 Jahrhundert außer Mode kam, nutzte die Regierung den Berg als Gefängnis. Aber mit Pilgern konnte man mehr verdienen, also wurde das Kloster wieder aktiviert.
Der Mont-Saint-Michel und seine Bucht gehören seit 1979 zum „UNESCO Kulturerbe der Menschheit“.
Ganze 33 bis 46 Einwohner bewohnen einen kleinen Ort auf dem Mont Saint Michel. Und drei Millionen Touristen schlendern jedes Jahr durch die Gassen. Würdest du da gern wohnen? Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob das was für mich wäre.
Außer Souvenirläden bietet Mont Saint Michel noch weitaus mehr. Sehr empfehlenswert ist der Besuch der Abtei. Wir besuchten sie vor ein paar Jahren zusammen mit den Kindern. Es gibt noch einige Museen und zahlreiche Restaurants.
Der Shuttlebus ist kostenlos. Es ist wahrscheinlich eine gute Idee auf dem Hinweg zu Laufen, dann hat man den Mont Saint Michel im Blick und nähert sich dem Berg gemächlich. Auf dem Rückweg gehts dann schneller mit dem Bus.
Jetzt wird Mont Saint Michel zur Insel – und wir verpassen es um wenige Minuten
Wieder klingelt der Wecker vor Sonnenaufgang, raus aus dem Bett und aufs Fahrrad geschwungen. Heute werden beide Eingänge vom Meer umspült, heute wird Mont Saint Michel zur Insel.
Bodennebel umfließt die Basis des Klosterberges, es scheint, als ob der Berg schwerelos in der Luft schwebt. Mensch, das sieht geil aus. So kommen wir nicht voran, obwohl wir mit den Rädern unterwegs sind. Andauernd stoppen wir, packen die Fotoapparate raus.
Außer uns scheinen nur Japaner unterwegs zu sein. Wir amüsieren uns: »Die Japaner haben so wenig Urlaub, dass sie die eine Woche auf Reisen gar nicht schlafen«. Das stereotype Bild vom Japaner mit permanent gezückter Kamera gibt es nicht mehr, die nutzen jetzt alle Smartphones und machen Selfies. Es ist trotzdem erstaunlich wenig los. Für uns ist es ein Wahnsinnserlebnis den Mont Saint Michel als Insel sehen zu können und noch dazu im weichen Morgenlicht.
Als wir uns dem Ende des Stegs nähern, hören wir bereits den großen Kehrlaster die Steine, die die Flut angespült hat, laut brummend wegräumen. Jetzt wollen wir unbedingt die hohe Flut sehen, sind aber so begeistert vom Licht und dem Klosterberg in der Landschaft, dass wir das Beweisfoto vom Steg aus an diesem Tag nicht schießen. Und wisst ihr was: es ist uns egal. An diesem frühen Morgen sind wir glücklich.
Zurück auf dem Parkplatz leeren wir unsere Toilettenkassette an der Entsorgungsstation, dann machen wir uns weiter auf den Weg nach Saint Malo.
In diesem Blogbeitrag stellen wir dir das fotogene normannische Hafenstädtchen Honfleur vor.
Wir sind jetzt seit drei Tagen unterwegs und schonen uns noch. So richtig langsam machen können wir aber nicht. Wir fahren zwar keine langen Strecken, sind aber jeden Tag vor Sonnenaufgang unterwegs und fotografieren auch abends mindestens noch eine Stunde nach Sonnenuntergang. Das circa 120 Kilometer entfernte Honfleur ist unser nächstes Ziel. Das Künstlerstädtchen hat uns auf früheren Touren imponiert. Doch verpassten wir auf allen bisherigen Besuchen die drei Leuchttürme.
Drei Leuchttürme in Honfleur
Der Stellplatz liegt etwa 800 Meter vor dem Zentrum, der weitest entfernte Leuchtturm ist vier Kilometer weit weg am anderen Ende von Honfleur. Das Licht ist am späten Vormittag fotografisch brauchbar, die Wolken hängen tief und schmücken den Horizont. Also klappern wir zuerst mit den Rädern die Leuchttürme ab. Der weiße Hafenleuchtturm mit der roten Spitze steht gegenüber dem alten Hafen von Honfleur. Wir finden einige schöne Perspektiven für Fotos.
Phare de l’Hopital – ein Leuchtturm steht im Kreisel
In unmittelbarer Nähe eines verkehrsreichen Kreisels steht der Phare de l’Hopital. Er stammt aus dem Jahr 1857, zu einer Zeit, als Honfleur noch einen Strand hatte. Der Leuchtturm markierte früher die Einfahrt des Hafens von Honfleur. Er war eine Zeitlang in Privatbesitz, 2004 kaufte die Gemeinde ihn zurück. Du fragst dich, was mit dem Strand passierte? Die Seine spülte immer wieder den Sand weg und lagerte Schlick ab, da hatte die Gemeinde keine Lust mehr, dagegen anzukämpfen.
Der Leuchtturm La Falaise du Fonts etwas außerhalb von Honfleur
Gut ausgebaute Radwege führen uns zum La Falaise du Fonds. Fotografisch ist der letzte Leuchtturm eine Herausforderung. Von Verkehrsschildern, Leitplanken und parkenden Autos umringt, ist jedes Foto eine fast unmögliche Herausforderung. Ein typischer hölzerner Strandzaun kommt mir zu Hilfe. Einfach in die Knie gehen (autsch) und schon sind die störenden Elemente verdeckt, und der kleine Leuchtturm strahlt vor blauem Himmel.
Zurück im Städtchen ziehen wir durch die engen Gassen und fotografieren den Hafen im Mittagslicht. Auf früheren Fototouren machten wir das selten und hatten ausschließlich Abend- und Morgenstimmungen fotografiert. Was auf Dauer auch etwas eintönig ist.
Außer ein paar Schulklassen, die laut plaudernd im Pulk auftreten, ist es ruhig in Honfleur. Das ist der große Vorteil einer Reise in der Vorsaison.
Die Stadt der Künstler und Galerien, aber wo gibt’s hier denn Baguette
Zum Essen radeln wir am Fischerhafen entlang zurück zum Mobil. Gegen 16:00 Uhr ziehen wir mit den Stativen auf dem Gepäckträger wieder los. Auf die Motive in den engen Gassen müssen wir uns erst einstellen. Es ist schwierig, in den zugeparkten Straßen „saubere“ Motive zu gestalten. Wir haben viel Spaß mit den farbenfrohen Galerien zwischen den alten Fachwerkhäusern und verlieren die Zeit aus den Augen. In den engen Gassen blenden wir den Himmel aus den Fotos aus.
Irgendwann verlassen wir die schmalen „Schluchten“ und kommen am Hafen raus. Überrascht fällt unser Blick auf den weiten Himmel. Kleine Wölkchen erstrahlen in pastelligem rosa, das Hafenwasser liegt spiegelglatt vor uns. Auf so einen Moment haben wir nur gewartet. Jetzt nutzen wir die Chance, wir sind allzeit bereit.
Erst gegen 21 Uhr sind wir wieder im Mobil, es ist bereits stockdunkel und auch saukalt. Zum Glück haben wir nach einigem Probieren einen Stromanschluss gefunden, der noch funktioniert. Unsere Warmwasserheizung können wir auf niedriger Stufe mit Strom betreiben, ohne die Sicherung der Stromsäulen rauszufeuern. So haben wir im Mobil wenigstens 14-15° Celsius.
Jetzt sichere ich noch die Fotos auf dem Notebook und schreibe den Reisebericht. Als ich nach Mitternacht den Wecker stelle sagt der mir: Nur noch sechs Stunden, dann klingele ich. Das macht mich so nervös, dass ich gar nicht richtig schlafen kann.
Wie überwinde ich morgens den inneren Schweinehund
Gestern Abend war ich so schlau und habe vorgearbeitet. Das Kaffeewasser wartet schon im Kessel drauf, gekocht zu werden. Unsere Tassen sind gespült, die Kamerataschen stehen griffbereit im Schrank. Der Wecker klingelt eine Dreiviertelstunde vor Sonnenaufgang. Ich springe, nein krieche aus dem warmen Bett und stelle den Gasherd an. Dann darf ich nochmal kuscheln und die Augen schließen, bis das Wasser kocht. Als der Kessel pfeift muss ich aber wirklich raus. Der Kaffee duftet, während ich in die Klamotten schlüpfe – die liegen mit mir im Bett unter der Decke, so sind sie nicht so klamm. Als wir zu fünft unterwegs waren, mussten wir unsere Kleider im Fahrerhaus ablegen. Die waren dann jeden Morgen eiskalt und feucht.
Da haben wir also unseren inneren Schweinehund überrumpelt, sitzen mit Kamerarucksack auf dem Rücken auf den Fahrrädern, und jetzt das Wetter ist trist. Na sowas! Alles grau in grau. Am Meer kann sich das schnell ändern, anders als bei uns zuhause. Dann ist nichts ärgerlicher, als im Mobil zu sitzen und den verpassten Fotomöglichkeiten hinterher zu trauern.
Heute kommt uns das trübe, farblose Wetter sogar entgegen, denn genau das möchten wir fotografieren. Für ein Fotoprojekt brauchen wir sowohl gute als auch langweilige Motive von der gleichen Location. Und wie jeden Tag brauchen wir frisches Brot und Pains au Chocolat.
Flott radeln wir in das Städtchen, im Fischereihafen ist einiges los. Zahlreiche Fischerboote liegen im Hafen, Fischer laden ihre maritimen Waren in die kleinen Verkaufsstände. Die Luft riecht nach Meer. Es sind noch wenige Touristen unterwegs.
Die langweiligen Fotos im grauen Morgenlicht haben wir schnell geschossen. Jetzt ziehen wir wieder durch die Gassen. Kehrfahrzeuge und Müllmänner sind lautstark unterwegs und bereiten Honfleur auf den täglichen Touristenansturm vor. Auf dem Platz vor der Kirche füllen emsige Händler ihre Marktstände mit biologischen Produkten. Brot gibt es hier aber nicht. Die Suche nach dem Bäcker gestaltet sich schwieriger als gedacht. In Honfleur gibt es Galerien in jeder noch so abgelegenen Ecke, aber eine geöffnete Bäckerei gibt es nicht. Mit dem Fahrad ziehen wir weite Kreise und finden schließlich außerhalb des Zentrums einen Carrefour-Markt. Im Supermarkt kaufe ich ungern Brot, das ist immer in Plastik verpackt und schmeckt nicht so lecker. Heute bleibt uns aber nichts anderes übrig.
Wieder zurück am Hafen, lugt die Sonne durch ein Wolkenloch und wirft ihre Strahlen auf ein paar der malerischen Häuser. Dahinter hängen dunkle Regenwolken, das ist das perfekte Motiv. Nach wenigen Minuten ist der Moment vorbei, aber wir haben ihn eingefangen und sind stolz und glücklich. Und die Moral von der Geschichte? Gutes Fotolicht kann zu jeder Zeit erscheinen. Speziell am Meer und gerade bei wechselhaftem Wetter.
Mit dem wohligen Gefühl, ein paar besondere Fotos geschossen zu haben, kehren wir zurück, kochen unseren zweiten Kaffee und lassen uns leckeres Baguette mit Käse schmecken.
In Honfleur versammelten sich im 19. Jahrhundert die Impressionisten, denen gefiel das Licht in der Stadt bestimmt genauso gut wie mir.
Und morgen wird Mont Saint Michel zur Insel, wir sind dabei, aber nur fast…
Übersichtsseite Nordfrankreich & Bretagne Fototour mit dem Wohnmobil
In Dieppe liegt einer der beiden Stellplätze direkt am Strand. Der kostet zwar 12,50 Euro, dafür ist der Strom gratis. Weil es weniger Steckdosen als Stellplätze gibt wird es in der Hochsaison bestimmt lustig. Hier im März haben wir die freie Auswahl, nur eine Handvoll der mindestens 60 Plätze ist belegt.
Günstiges mobiles Internet in Frankreich einmal einfach
Wir machen uns zu Fuß auf zu dem Zeitschriftenladen in der Grande Rue 102, dort steht ein Automat für die Free-Internet-SIM-Karten. Supergünstige 100 GB für 20 Euro plus 10 Euro Gebühr für die SIM-Karte. Der Stellplatz liegt direkt am Strand, unweit von der Stadt, ideal also. Wir verlaufen uns auf der Suche nach dem Buchladen, gehen zurück und packen die Räder aus. Das Ambiente von Dieppe gefällt uns. Die Steilklippen im Westen, die alten krummen Häuser, die majestätischen Kirchen und der Hafen mit den Yachten und Fischerbooten. In der weitläufigen Fußgängerzone finden wir endlich den Laden, der grüne Free-Automat steht in der Ecke. Wir haben uns die Anleitung ausgedruckt, denn die Bedienung ist nur auf Französisch. Nach wenigen Minuten haben wir eine nano-SIM- Karte in der Hand und richten damit abends unser Lumina Smartphone als Router ein. So können wir parallel mit den Notebooks und meinem Huawei online gehen. Cool. Noch nie hatten wir so günstigen und einfachen Internetzugang im Ausland. Und schneller als unser Heimnetz ist er auch noch.
Durch die Gassen von Dieppe zum Hafen
Dieppe hat uns schon auf unseren früheren Besuchen recht gut gefallen. Aber so richtig intensiv hatten wir den Ort nie erkundet. Die große Fußgängerzone kannten wir noch nicht.
Auf dem langen Stadtspaziergang schauen wir noch in die Eglise St. Jacques rein, dann machen wir Pause, genießen wir das Baguette und die Schoko-Croissants mit einem dampfend heißen Kaffee. Das haben wir uns redlich verdient. Wir stehen mit dem Mobil in der ersten Reihe mit Blick auf das Meer. Die typische Kreidefelsenfarbe – das helle und dunklere Grün – darüber der blaue Himmel, ist ein Augenschmaus.
Wir machen langsam, die Grippe, hatte ich ja erzählt, steckt uns noch in den Knochen. Wir ruhen uns erst mal ein Stündchen aus.
Steilküste und Strand
Dann schwingen wir uns auf die Räder und fahren die lange Strandpromenade im Gegenwind entlang. Glücklicherweise nicht im Gegensturm, wie gestern. An der Steilküste binden wir die Räder an einen Laternenpfahl. Die Küste liegt vor uns. Weiße Felsen sind vom Kommen und Gehen des Meeres rundgeschliffen und von den Muscheln durchlöchert. Was für eine wunderbare Kulisse. Die Sonne versteckt sich nach einer halben Stunde hinter einem schwachen Wolkenschleier. Schwupps, da fällt ja glatt die Farbe aus der Landschaft.
Kleines Leuchttürmchen in der Hafeneinfahrt
In den Gassen der Altstadt ist das eher positiv, dann gibt es keine harten Schatten. Wir radeln mal hierhin, mal dahin und landen schließlich im Hafen, den wir mit bunten Abendwölkchen fotografieren. Nichts dramatisches, aber schön. Bevor wir durchgefroren ins Mobil zurückkehren – der heiße Tee in der Thermoskanne ruft uns bereits – wollen wir dem winzigen Leuchttürmchen auf dem Holzsteg einen fotografischen Besuch abstatten. Der Steg ist verbarrikadiert. Mit Ketten und Schlössern sind die eisernen Barrieren gesichert. Wir schauen zwei Anglern zu, wie sie gewagt vor dem 15 Meter tiefen Abgrund um die Sperre herumklettern. Wir sind zu abgekämpft, um diese Kletterei mit dem ganzen Fotogepäck zu unternehmen. Der heiße Tee im Mobil…
Dieppe am frühen Morgen
Mein Smartphone weckt mich wie jeden Morgen etwa eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang. Ich schaue auf dem Fenster, freue mich und hüpfe in die Klamotten. Die Kirche hoch oben auf der Steilküste glüht rot. Der lange Kieselstrand liegt nur wenige Meter vom Mobil entfernt, dort fange ich an zu fotografieren. Die Wellen schlagen seicht an den Strand, doch beim Rücklaufen nehmen sie die Kieselsteine mit sich, was diesen ganz typischen Klacker- Sound erzeugt. Ich nehme mir die Ruhe, dieser Musik zu lauschen. Der Müll lenkt mich von der friedlichen Stimmung ab. Hier liegen Unmengen an kleinen Seilstückchen, meistens ist es ein Knoten und Flaschenverschlüsse. Im Mobil tausche ich die Kamera gegen einen Eimer und sammele zwei Ladungen Kleinkram ein. Danach sind wenigstens 100 Meter Strand sauber.
Uns fehlt Brot und das Licht ist wunderbar sanft. Die Kombination Einkauf und Fototour passt in Dieppe gut zusammen. Die befestigte Burg auf der westlichen Steilküste ist mit den Rädern einfach zu erreichen. Wir blicken über die Dächer von Dieppe, Dunst leuchtet in der Luft, drei Kirchen ragen über die Häuser hinaus. Außer uns ist auf der Burg niemand unterwegs.
Zurück in der Stadt herrscht mehr Trubel, die Marktstände werden aufgebaut, die Kirchenglocken läuten und um die Fischstände herum veranstalten die Möwen einen solchen Lärm, dass die Verkäufer sie verjagen. Ich liebe diese frühe Geschäftigkeit einer Hafenstadt. Zehn Kilometer haben wir bereits vor dem Frühstück zurückgelgt, jetzt mit Baguette und Schoko-Croissants auf dem Gepäckträger zieht es uns zum Mobil zurück.
Zum nächsten Blogbeitrag:
Wie immer, wenn wir eine Reise planen, fällt uns kurz vor der Tour ein, was bis dahin alles noch liegengeblieben ist. Dann trifft mich die Arbeitswut und ich arbeite so effektiv wie sonst nie. Daraus könnte ich jetzt folgern: würden wir einmal im Monat für zwei Wochen wegfahren, bliebe keine Arbeit mehr liegen. Haha, wenn das Mal kein guter Plan ist. Wir werden versuchen in diesem Jahr öfters auch kürzere Touren zu machen. Für die Bretagne haben wir vier Wochen eingeplant. Auf fünf Wochen können wir erweitern, dann sollten wir zurück sein, um Amy bei der externen Abiprüfung zu unterstützen. Das haben wir mit den Jungs so gemacht, da darf Amy nicht zurückstehen.
Dummerweise hatte ich die Spinalanästhesie gar nicht vertragen, als mir der Chirurg die Schrauben und Platten vom letzten Jahr aus dem Knie herausoperierte. Mein Rückenmark war gereizt; eine grenzwertige Erfahrung, wenn der ganze Körper entweder taub ist oder schmerzt oder beides. Und darauf kam dann noch eine echte Grippe, mit ultrastarken Schmerzen im Rücken! Die warf mich dann ganz aus der Bahn. So elend habe ich mich noch nie gefühlt. Aber ich will hier nicht jammern. Unsere Leser nur kurz wissen lassen, warum es im Blog immer noch so ruhig ist.
Wäre das nicht dazwischen gekommen, wären wir längst unterwegs und würden munter vom Meer und von Leuchttürmen berichten. Das holen wir jetzt nach.
Ich werde versuchen mich gesundzufotografieren
Jedenfalls warteten wir nicht, bis ich vollständig gesund war. Ich werde mich lieber gesundfotografieren. Das hat in der Vergangenheit schon öfters gut funktioniert.
In Frankreich nutzen wir trotz Maut immer die Autobahn, weil dort das Fahren einfach sehr entspannt ist. Es sind in der Regel kaum Autos und noch weniger LKW unterwegs. Wir schaffen es trotz leerer Autobahn am ersten Reisetag nicht ganz bis ans Meer. Stürmischer Gegenwind macht die Fahrerei anstrengend und kostet eine Menge extra Treibstoff. Gegen 21:30 Uhr halten wir erschöpft in Long, etwa eine Stunde von der Küste entfernt. Im Dunkeln stellen wir uns vor einem Campingplatz auf einen der 5 Euro billigen Stellplätze. Es ist ruhig, nur der Wind pfeift und es regnet nachts etwas. Wir frieren, weil wir die Heizung nicht anstellen wollen, damit der Gasvorrat auch fünf Wochen lang hält.
Am nächsten Morgen weckt uns lautes Gequake, eine ansehnliche Schar Enten ist auf ihrem Sonntagsspaziergang, ansonsten ist hier nichts los. Die idyllische Landschaft um Long hätte einen längeren Besuch verdient. Auch das urige Dorf mit der riesigen gotischen Kirche. Wir laufen kurz am Fluss entlang und filmen die laut schnatternden Enten, die uns aufdringlich verfolgen. Wir füttern sie aber nicht, da verlieren sie schnell das Interesse an uns und ziehen sich beleidigt aufs Wasser zurück.
Jetzt aber schnell Richtung Meer. Leider gurken wir eine Stunde über kleinste Sträßchen zu einen Leuchtturm, den wir aber trotz der Fahrerei nicht finden.
Fotos kommen noch, die sind auf dem Smartphone…
Pointe de Hordel
Am späten Vormittag erreichen wir den Pointe de Hourdel, wo ein weißer Leuchtturm an der Landspitze wacht. Es ist Sonntag und Scharen von Vogelbeobachtern laufen mit ihren Spektiven durch die Ortschaft und wuseln den Strand entlang. Le Hourdel ist eben ein bekanntes Vogelschutzgebiet. Dazu kommen noch ein paar hundert Robben, die sich auf der dem Strand vorgelagerten Sandbank sonnen.
Vor Jahren hatten die Wohnmobile noch ganz in der Nähe des Leuchtturms parken dürfen. Das ist passé, der neue Stellplatz liegt etwa 800 Meter weiter entlang der Küste. Dort stehen wir wenigstens windgeschützt zwischen Hecken, nur wenige Meter vom Meer entfernt. Und der Platz ist kostenlos. Wir parken, essen zu Mittag und laufen dann am Strand entlang los Richtung Ortschaft. Der Wind bläst uns kräftig in den Rücken, Sand zieht wie Bodennebel über den Strand. Auf dem Hinweg ja ganz angenehm, wir freuen uns schon jetzt auf den Rückweg (Ironie ein!).
Es ist gerade Ebbe, im Hafen liegen die Fischerboote in dieser für diese Region typischen Matschepampe. Diese lehmigen, klebrigen Wattgebiete eignen sich gar nicht zum Laufen, der Schlamm ist extrem rutschig. Meine Schuhe und die Hosen können bald eine Geschichte davon erzählen.
Ein paar Wölkchen hängen perfekt am Himmel, unsere erste Fototour der Reise macht uns Spaß. Gegen den Sturm laufen wir am Strand zurück. Es sieht cool aus, wie der Sand um unsere Füße weht und wie er Muster um die Steine auf den Strand zaubert. Es ist aber saukalt und wir freuen uns auf einen heißen Kaffee.
Mit den Rädern nach Brighton – ein weiterer Leuchtturm
Nur vier Kilometer weiter in Richtung Westen, im Örtchen Brighton, steht einen weiterer Leuchtturm. Zu Fuß ist es uns zu weit und dauert zu lang. Die Sonne hängt bereits tief am Horizont, die Wolken verfärben sich schon leicht rosa. Wir holen schnell unsere Räder aus der Heckgarage und düsen los. Ein gemütlicher Radweg führt uns direkt zum Ziel. Mit dem Wohnmobil hätten wir einen großen Umweg fahren müssen. Mit den Rädern sind wir super schnell. Wir kämpfen mit dem kräftigen Gegenwind und freuen uns diesmal auf den Rückweg.
Zwei Leuchttürme im besten Licht
Mit den Rädern schaffen wir es, zur besten Fotozeit gleich zwei Leuchttürme zu fotografieren. Der große rote Leuchtturm von Brighton steht mitten im Ort, der Strand ist weit weg, zwischen Ort und Meer liegen weite Dünenfelder. Kaum haben wir mit dem Fotografieren begonnen, kommt die Sonne auf die Idee, sich hinter einer Wolkenbank zu verstecken. Ätsch, zu spät, ein paar sehr gute Fotos haben wir schon im Kasten. Die Fahrt zurück nach Le Hourdel mit Rückenwind macht Spaß, wir kommen sehr flott voran und sind innerhalb weniger Minuten am Ziel.
In Hourdel ist das Licht aber langweilig, die Sonne ist immer noch weg und bleibt es auch. Aber nach Sonnenuntergang färbt sie die Wolken knallrosa und macht so den Leuchtturm nochmal für ein paar Minuten zum lohnenden Fotoobjekt. Einziges Problem sind noch ein paar parkende Autos, die im Bild stören.
Wir sind jetzt ganz allein am Leuchtturm. Die Menschenmassen, die tagsüber hier herumschlenderten, sind alle weg, lassen den Sonntag zuhause ausklingen.
Gut durchgefroren vom kalten Wind klettern wir ins Wohnmobil. Warm werden wir an diesem Abend nicht mehr. Da hilft auch kein heißer Tee.
Unser erster Fototag auf dieser Reise war effektiv und das Wandern und Radfahren am Meer ist auch bei kaltem Sturm eine wahre Freude und weckt die Lebensgeister. Wenn nur die Kälte schneller aus den Knochen wieder heraus wäre.
Temperatur 10 Grad, nachts 4 Grad, starker Wind
Morgens in Brighton, Picardie
Unser Wohnmobil kühlt nachts durch den Sturm, stark aus. Ich habe eine doppelte Decke, Gunter nicht. Der friert, dass die Kiste vibriert, ich nicht. Gegen sechs Uhr turnt er im Mobil rum, um die Heizung anzuwerfen. Natürlich muss da erstmal Wasser nachgefüllt werden. Es ist die erste Fahrt der Saison, da läuft noch nicht alles rund. Mein Schlaf ist aber gestört, nun denn, dann stehen wir eben auf.
Das Licht bei Sonnenaufgang ist langweilig, aber gegen acht Uhr kommt zögerlich die Sonne hinter den Wolken raus. Ich laufe direkt los zu dem Dünengebiet in der Nähe. An den Stränden stehen überall eindrucksvolle Warntafeln, die auf die Gefahren der Flut aufmerksam machen. Heute Morgen ist Flut. Ich sehe, dass die Priele weit hinten an den Stränden vollaufen und große Strandabschnitte vom Wasser abgeschnitten werden. Darum soll man dreieinhalb Stunden vor Höchststand nicht mehr auf den Strand hinaus gehen.
Die Sandbank auf der sich gestern hunderte Robben faul in der Sonne räkelten, liegt jetzt unter Wasser, die Robben liegen jetzt nahe am Strand, sind jedoch durch einen Priel vor menschlichen Belästigungen geschützt.
Die weite Dünenlandschaft direkt am Radweg ist bei Ebbe sehr weit vom Wasser entfernt. Ich dachte, da komme ich ganz sicher ohne Probleme hin. Denkste, keine Chance – ein kleiner Fluss versperrt mir den Weg.
Gunter kommt mir auf dem Rückweg entgegen. Wir laufen über den groben Kieselstrand und sehen allerhand Plastikmüll herumliegen. Frustrierend. Ich nehme wenigstens die Nylonschnüre mit, die sind für die Tiere am gefährlichsten.
Auf der Weiterfahrt halten wir nochmal am Leuchtturm in Brighton und fotografieren ihn im Morgenlicht. In Le Treport holen wir unsere ersten Baguettes und zwei Schoko-Croissants für mich.
Wir fahren noch nach Dieppe, davon aber morgen…